Adíos America Latina – Von Mazatlán via Veracruz und Mexiko City zurück in die Schweiz

Wir nehmen Abschied. Zuerst von der Baja California…

…dann vom Land und den Leuten in Mexiko und schliesslich von Lateinamerika, das uns in den letzten zwei Jahren fest ans Herz gewachsen ist. Ja, wir machen uns auf den Heimweg. Die 16-stündige Überfahrt vom südlichen Californien zurück ans mexikanische Festland verläuft unkompliziert. Auf der TMC-Fähre darf man sich im Fahrzeug aufhalten. Wir haben Glück und der Seegang ist sehr ruhig, sodass wir problemlos schlafen können.

In einer Woche müssen wir in Veracruz sein, um die Heimverschiffung von Rudolph zu organisieren. Von Mazatlán, einer Hafenstadt an der Westküste von Mexiko bis nach Veracruz an an der Ostküste sind es gut 1’400 Kilometer. Die Route führt uns nochmals quer durchs Land, wobei wir uns aus Zeitgründen nur noch wenige Orte anschauen werden. Nach einer schweisstreibenden Fahrt bei schwül-heissen Temperaturen gelangen wir in den Bundesstaat Jalisco, wo überall blaue Agaven zur Herstellung von Tequila wachsen.

Die Stimmung im Dorf Tequila ist tranquillo. Die gemütliche und gesellige Stimmung auf den Dorfplätzen und die Gelassenheit, welche die Menschen ausstrahlen, wird wohl etwas sein, was wir zurück im Alltag in der Schweiz vermissen werden. In Tequila erinnert einem alles, selbst der Geruch, der überall in der Luft liegt, an das berühmteste Getränk Mexikos, das hier seit dem 17. Jahrhundert hergestellt wird.

Auf dem Dorfplatz dürfen wir eine Vorführung mexikanischer Voladores bestaunen. Bei diesem alten Ritual der Nahua und Totanaken klettern fünf Männer zu einer Plattform an der Spitze eines bis zu 30 Meter hohen Mastes, der die Verbindung zwischen Himmel, Erde und Unterwelt darstellt. Während einer der Männer mit Trommel und Rohrflöte eine Melodie spielt, springen die vier anderen Voladores, an Seile gebunden, in die Tiefe und umkreisen mehrmals den Masten, bis sie den Boden erreichen.

Ebenfalls im Bundesstaat Jalisco liegt die Grossstadt Guadalajara. Im etwas ruhigeren Vorort Tlaquepaque verbringen wir ein paar Stunden in den reich verzierten Gassen und schlendern durch die vielen Souvenirläden. Für die Nacht fahren wir noch ein kleines Stück weiter und übernachten bei einer Pemex-Tankstelle.

Bei der Käserei QuesArt in Atotolinco staunen wir über die echt gute Auswahl an Weich- und rezenten Käsen. Ein kleiner Vorgeschmack auf Zuhause. Schweiz wir kommen!

Auf dem Weg nach Puebla machen wir auf halber Strecke Rast. Nach einer Nacht auf 1’000, dann 1’500 geht’s nun ins 2’000 Meter über Meer gelegene Dorf Bernal. Die Ortschaft befindet sich am Fuss des mehrere Millionen Jahre alten Peña de Bernal. Ein Monolith, der magische Kräfte besitzen soll. Auch hier saugen wir die Ruhe und Gemächlichkeit des Lebens nochmals in uns auf.

Dann sind wir zurück in Puebla. Hier waren wir schon vor Weihnachten, um unsere deutschen Freunde zu besuchen. Wir freuen uns riesig. Leider ist Mama Christiane mit dem ältesten Sohn gerade in Peru. Doch Danny und die jüngeren drei Kinder heissen uns voll lieb willkommen. Übers Wochenende wollen wir hier Rudolph für die Verschiffung vorbereiten. Alles soll gut aufgeräumt und verstaut sein. Sonntags haben wir uns dann den Ausflug mit den Kids ins Kino verdient. Auch ein Highlight – der erste Kinobesuch nach zwei Jahren.

Das Erdbeben von der Stärke 7.2, welches den Süden von Mexiko einmal mehr erschüttert, bekommen wir auch in Puebla zu spüren, wobei uns zum Glück nichts passiert. Montags fahren wir wie geplant an die Golfküste nach Veracruz. Nach einer letzten Nacht im Bus, auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums, machen wir uns ans Bürokratie-Prozedere. Etwas nervös macht uns dabei, dass wir von anderen Reisenden wissen, die ihr Fahrzeug für die Verschiffung leer räumen mussten. Doch wir sind zuversichtlich und zuerst liegen einige Schritte vor uns, bei denen zunächst das Problem besteht, dass uns der Ablauf dieser Schritte unbekannt ist. So kommt es zur einen oder anderen Extra-Schlaufe, doch schliesslich steht Rudolph im Hafen parat und wir verfügen über alle nötigen Papiere und Stempel für die Inspektion.

Die Dame vom Büro des Hafenzolles macht alles noch etwas dramatisch, als sie erklärt, dass in einem Camper zwar „Möbel“ und eine Grundausrüstung akzeptiert würden, Kleider, Lebensmittel und sonstiger Hausrat aber nicht im Fahrzeug mitgeführt werden dürften bzw. in einem separaten Container verschifft werden müssten. Ja hoppla! Vorläufig hilft hier die bewährte Strategie: wenig sagen, sich freundlich entschuldigen und immer schön lächeln 😉 Bei der Inspektion selbst verläuft dann alles ganz flott. Zwei Herren und ein weiterer mit Drogenhund nehmen eine gründliche Untersuchung vor und machen viele Fotos, sind aber sehr freundlich. Wir unterhalten uns mit ihnen noch etwas über unsere Reise und die Unterschiede zwischen Mexiko und der Schweiz. Einzig zwei Flaschen Tequila dürften nicht mit. Anscheinend folgen die Herren anderen Regeln als die Dame vom Büro. Nach ihrer Ansicht ist nur Alkohol nicht erlaubt. Als wir etwas enttäuscht erklären, dass wir den Tequila nicht mitnehmen könnten, da wir nur mit Handgepäck und via USA heimreisen, erlauben uns die Beamten augenzwinkernd, die Flaschen zurück ins Fahrzeug zu stellen. Das Ganze natürlich – gegen jedes Vorurteil – ohne Schmiergeld. Jaja.. wie wir Mexiko doch lieben 🙂

Wir bleiben noch ein paar Tage länger in Veracruz. Schlendern durch die gemütliche Altstadt und essen Tacos, Tacos und noch mehr Tacos. Während in der Schweiz Minusgrade den Alltag beherrschen, geniessen wir letzte wärmende Sonnenstrahlen und das Meer.

Mit einem Reisebus fahren wir nach Mexiko-Stadt, wo wir die letzten Tage in zwei verschiedenen Hostels mitten im Zentrum verbringen.

México DF oder „De Efe“, wie die Einheimischen ihre Hauptstadt nennen, liegt in einem Hochtal auf 2‘300 Meter. Nach den Tagen am Meer ist die dünne Höhenluft etwas ungewohnt, was uns aber nicht davon abhalten soll, unsere Füsse platt zu laufen und die schwindelerregende Plattform des Momumentos de Revolucion zu besteigen.

Wir freuen uns riesig über das Wiedersehen mit Joana, einer Mexikanerin, die wir in Mérida kennengelernt haben und die in der Stadt lebt und Raul, ebenfalls Hauptstädtler, den wir in El Salvador am Vulkan Santa Ana getroffen haben. Die beiden sind super herzlich und gastfreundlich und für uns die besten Stadt-Guides. Muchas gracias amigos!

Nach mehr als zwei Jahren, genau 765 Tagen, über 350 verschiedenen Übernachtungsplätzen in 17 Ländern und 62‘000 gefahrenen Kilometern fliegen wir – da wir ja noch immer Zeit, aber begrenzt Geld haben 😉 – via Los Angeles und London zurück in die Schweiz.

Nervös sitzen wir im Flugzeug, das uns nach Zürich bringen soll. Wegen Schneefalls in London haben wir zwei Stunden Verspätung, doch schliesslich ist die 30-Stunden-Heimreise geschafft. Welch grosse Überraschung 🙂 Unsere Familien stehen mit Willkommens-Plakaten bereit und heissen uns unglaublich herzlich und einfach umwerfend schön willkommen!

Wir blicken auf eine tolle Reise zurück und sind dankbar und glücklich, wieder in der Heimat und unter Freunden und Familien zu sein. Wie unser Rudolph auch noch heimkommt, dazu mehr im letzten Blogbeitrag von Rudolph on Tour 🙂

5 Gedanken zu „Adíos America Latina – Von Mazatlán via Veracruz und Mexiko City zurück in die Schweiz

  1. Mit Spannung haben wir Eure Reise verfolgt und uns auf jede neue Folge von rudolphontour gefreut. Alles Gute für den Wiedereinstieg in der Schweiz
    Monika aus El Rosario, Honduras

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  2. Vielen Dank für diesen tollen Blog. Wann kommt der angekündigte letzte Teil? Wie geht es Euch und Rudolph? Was macht Ihr jetzt? Wie geht es Euch?

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