Bolivianische Städte, Ruinen und ein sagenumwobener Titicacasee – von Uyuni nach Copacabana

Nach einer Woche voller Sand, Staub und Salz wird es Zeit für eine Dusche. Auch die Kleider wandern mal wieder in eine Lavandería und Rudolph ist nach der Autowäsche kaum wieder zu erkennen. Frisch und in neuem Glanz geht unsere Rundreise durch Bolivien weiter.

In der ehemaligen Bergarbeiterstadt Oruro winden sich die Strassen steil und eng den Hang empor. Das Navi führt uns in die Irre, will uns immer wieder eine Treppe hoch oder runter schicken… So sehen wir die Beschützerin Oruros nur aus der Ferne. Die Marienstatue überragt mit 45 Meter die Stadt und ist damit die höchste Lateinamerikas.

Das war also die Maria. Die höchste Christusstatue, welche tatsächlich vier Meter höher ist als diejenige in Río de Janeiro, erwartet uns 160 Kilometer ostwärts in Cochabamba.

Auf geht’s, eine abwechslungsreiche Bergstrasse erwartet uns. Nach jeder Kurve eröffnet sich eine neue Bilderbuch-Landschaft. Die Strecke ist aber auch für den Drogenschmuggel zwischen Santa Cruz und La Paz bekannt. Sie ist nicht nur deswegen etwas gefährlich, denn nicht jeder scheint die engen Kurven zu erwischen, so wie der im Abhang liegende Lastwagen.

Im Abstand von rund einem Kilometer wartet ein abgemagerter Hund am Strassenrand. Mangels Hundefutter teilen wir heute unser Mittagessen.

Seit Tagen träumen wir von grünen Wiesen. Barfuss im grünen Gras. Die Überraschung ist gross. Nach der tollen Fahrt durch die Berge kommen wir in ein fruchtbares Tal, denn Cochabamba liegt auf der für bolivianische Verhältnisse „niedrigen“ Höhe von 2500 Metern. Wie in der Stadt Sucre herrscht auch in Cochabamba ein ganzjähriges Frühlings-Klima. Auf dem Hostel-Camping Las Lilas im Vorort Tiquipaya erfreuen wir uns, tatsächlich barfuss auf grünem Rasen zu gehen. Die Besitzer Alex und Maria veranstalten gerade eine Grillparty mit Freunden. Wir sind die einzigen Camping-Gäste und sind gleich zur fröhlichen Parilla-Runde eingeladen.

Wie schön wäre eine Grossstadt ohne lauten Verkehr und Smog? Im Reiseführer haben wir vom autofreien Sonntag in Cochabamba gelesen. Doch: ein Überlegungsfehler, denn wie kommen wir ohne Bus oder Taxi in die Stadt? Doch auch die Vororte sind heute autofrei und so geniessen wir einen sonnigen Sonntag in den Gassen von Tiquipaya. Die Menschen flanieren zu Fuss, mit Fahrrädern oder Inlineskates durch die Stadt. SlowUp à la Bolivia. Am Strassenrand wird allerlei verkauft und am Mercado gibt es wieder herrlich frische Fruchtsäfte. Wer es ganz günstig mag, bekommt für 10 Rappen einen Durstlöscher aus dem Plastikbeutel. Schmeckt nur irgendwie wie Wasser aus dem Swimmingpool.

Cochabamba gefällt uns auf Anhieb! Kaum touristisch und DIE Marktstadt Boliviens. Der Hauptplatz ist voller Palmen, umgeben mit Kolonialgebäuden und der alten Kathedrale. Auf dem riesigen-Openair-Markt Calatayud schlendern wir durch die vielen Marktgassen und –hallen. Sich hier im Gewühl zu verirren, ist eine Leichtigkeit.

Wir steigen zum Monument Heroínas de la Coronilla auf, von wo man einen tollen Ausblick über die Stadt geniesst. Das Denkmal auf dem Hügel erinnert an die heldenhaften Coronilla-Frauen, die 1812 für die Unabhängigkeit von Spanien kämpften. Nachdem es so gut wie keine wehrfähigen Männer mehr gab, versuchten die Frauen Cochabamba gegen die Truppen zu verteidigen. Mit Kindern und Alten zogen sie auf den Hügel und kämpften mit primitiven Waffen weiter. Zu Ehren dieser tapferen Frauen findet in Bolivien der Muttertag bis heute anstelle des zweiten Sonntags im Mai am 27. Mai statt.

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Nicht nur die bolivianischen Frauen von dazumal kämpften. Die Cholitas, die traditionellen Frauen aus den Anden, leisten tagtäglich schwere Arbeit. In ihren bunten Tüchern schleppen sie Kinder und Lebensmittel auf ihren Rücken. Sie schuften selbst in den heissen Strassen von Cochabamba auf der Baustelle.

Auch in Cochabamba herrscht eine lustige Welt zwischen Tradition und Moderne. Diese Stadt, ja eigentlich ganz Bolivien, lässt uns immer wieder schmunzeln. Wir begegnen modern gekleideten Menschen, einfachen Strassenhändlern und Schuhputzern auf dem Hauptplatz. Hochhäuser und moderne Einkaufszentren stehen im Kontrast zu den riesigen Strassenmärkten, wo einfach alles verkauft wird, was man sich nur irgendwie vorstellen kann.

Um die Ecke geht es in eine Gasse, wo die Menschen dem Schreibmaschinendienst ihre Briefe diktieren. Praktischerweise sitzt der Herr vom Reparaturservice für Schreibmaschinen gleich auf der Parkbank nebenan. Cochabamba vereint für uns ein Blick hundert Jahre zurück und ist gleichzeitig eine moderne Stadt. Politisch liegt Cochabamba im Clinch zwischen dem Pro-Morales Altiplano und den Pro-Autonomiebestrebungen des Flachlandes. Der mal heisse, dann wieder frische Wind, der durch die Gassen weht, passt ganz gut dazu.

Mit der Seilbahn (Teleférico) gondeln wir auf den Cerro San Pedro, wo östlich der Stadt oberhalb des Sees der weisse Cristo de la Concordia den Hügel krönt.

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Wir bleiben noch ein paar Tage auf dem Camping Las Lilas, denn das Wetter und die Stimmung unter den Reisenden sind einfach toll. Wir nutzen die grosse Küche, Thomas backt Zopf und Brot für alle und der lustige Camping-Hund Locoto sorgt für Unterhaltung. Stefan, ein Österreicher, den wir in San Pedro de Atacama kennengelernt haben, kommt mit seinem Bully und einer Freundin auf den Platz. Mit Monika, einer Polin, die hier Volontär-Arbeit leistet, verbringen wir gemütliche Abende und als noch weitere Backpacker im Hostel eintreffen, geniessen wir ein paar Billardspiele und Grillabende, zur Abwechslung mal ohne Gespräche über Autos, Werkstatt und Mechaniker 😉

Nach einer Woche wird es Zeit weiterzufahren, wobei uns der Abschied, vor allem von Monika nicht leicht fällt. Auf dem Zurückweg Richtung Oruro halten wir wieder am gleichen Ort für eine Mittagspause an. „Unser“ Hund ist auch noch da und wir haben noch Pasta übrig.

Dann geht’s weiter in Richtung Norden, nach La Paz. Eine fast schnurgerade Strasse führt uns durch einige verschlafene Hochlanddörfer über den Altiplano. Es wird schon dunkel, als wir den Abzweiger nach Osten nehmen. Wir wollen eigentlich den Stellplatz beim Schweizer Hotel Oberland anfahren. Ins Tal hinunter erwischen wir aber dummerweise eine falsche Abfahrt. Ein steiniges Strässchen führt uns den Hang hinunter. Doch zuunterst gibt es keinen Ausgang. Au weia… Sackgasse! Mit Ach und Krach kommen wir den steilen Hang wieder hoch und schliesslich müde und hungrig in der Dunkelheit im kleinen Vorort Achocalla an. Zum Hotel Oberland wären es nochmals ein paar Kilometer. Wir parkieren nebst dem Häuschen des jungen Ehepaars Daniel und Julie. Julie ist 20 Jahre alt und hat zwei Kinder. Eines davon sitzt auf ihrem Rücken, als sie uns ein sehr leckeres Nachtessen aus dem kleinen Verkaufsladen hervorzaubert.

Als wir am nächsten Morgen aufstehen, erwartet uns eine schöne Überraschung. Die Landschaft um uns ist einfach nur toll! Umgeben von wunderschönen Bergen stehen wir an einer hübschen Lagune. Es ist Sonntagmorgen und Leben erwacht. Die Sonntage in Südamerika haben immer eine spezielle Atmosphäre.

Anstelle des Hotels Oberland erklären wir den Parkplatz nebst dem Haus von Daniel und Julie zu unserem Stellplatz für die nächsten Tage. Wir besuchen den Zoológico Municipal mit vielen einheimischen Tieren. Der Eintritt kostet gerade mal fünf Bolivianos, also weniger als einen Franken pro Person. Für Erfrischung sorgt ein Eis-Verkaufsstand, der strategisch günstig auf der anderen Seite des Zoo-Hages aufgebaut ist. Schmunzelnd reicht uns eine Dame ein leckeres Zimt- und Maracuja-Eis durch den Zaun.

Zurück in Achocalla spazieren wir um die Lagune. Auf dem See tummeln sich Holz- und Motorboote und Pedalo’s. Überall wird etwas verkauft, zu Mittag gegessen und Bier getrunken. Diverse Aktivitäten werden angeboten, wie Reiten oder Quad-Fahren. Rund um den See sitzen die Menschen auf Bänken oder liegen in der Wiese. Hier steht ein Zelt, da wird ein Feuer gemacht. Ein buntes und fröhliches Sonntagstreiben, indem gelebt und leben gelassen wird.

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Mit einem Minibus voller Einheimischer fahren wir ins Getümmel der Grossstadt La Paz. La Paz ist die wichtigste und nach Santa Cruz die zweitgrösste Stadt Boliviens. Zusammen mit der Nachbarsstadt El Alto wohnen hier mehr als zwei Millionen Menschen. La Paz ragt an den Steilhängen eines Talkessels in einer Höhe von 3100 bis 4100 Meter empor und ist damit eine der höchstgelegenen Grossstädte der Welt. Wir kommen durch das Reichenviertel mit modernen Hochhäusern und Shoppingcentern. Nun ja… so haben wir uns La Paz nicht vorgestellt. Doch schon bald merken wir, dass in dieser Stadt Traditionelles und Modernes zu einer ganz besonderen Synthese verschmelzen.

Nebst dem grünen Plaza Sucre steht eine hohe Mauer. Das berüchtigtste Gefängnis Boliviens steht hier inmitten von La Paz. Die Gefängnisstadt San Pedro gilt als eines der ungewöhnlichsten Gefängnisse der Welt, denn die Anlage steht unter Selbstverwaltung. Polizei und Wachpersonal trauen sich nicht rein und sind daher nur am Eingang, beim Torbogen mit den Eisengittern, vorzufinden. Was im Gefängnis abgeht, darüber hat ein Fernsehteam aus Europa heimlich einen Film gedreht und der Australier Rusty Young ein Buch (Marching Powder) geschrieben. Innerhalb des Gefängnisses herrschen eigene Gesetze. Die Insassen bekommen vom Staat rund 10 Euro pro Monat. Wer über mehr Geld verfügt, bestimmt die Regeln und je nach Finanzkraft verfügen die Insassen über entsprechende Geschäfte und Unterkünfte. Der Strassenblock ist in Barrios ohne Zellen aufgeteilt. Eine Stadt innerhalb der Stadt. Ursprünglich war das Gefängnis für 380 Männer vorgesehen. Tatsächlich leben heute rund 1300 Häftlinge und Familienangehörige, wovon 200 Kinder, in der Anlage. Ausserhalb der Mauern spielt das normale Leben. Eine merkwürdige Stimmung umgibt uns, als wir einmal um den Block gehen.

Durch die turbulente Hauptstrasse flanieren wir zur Plaza San Francisco, wo die gleichnamige Kirche steht. Die Fassade der barocken Basilica wurde von indigenen Steinmetzen aufwendig mit Blumen, Vögeln und Früchten reich verziert. Es ist gerade Gottesdienst. Die Türen stehen offen. Für einen Montagmorgen ist die Kirche gut besucht und inmitten des hektischen Grossstadtgewühls taucht man in eine ruhige Stimmung ein.

La Paz entpuppt sich als quirlige und lebhafte Stadt. In den schmalen Gassen, die hinter der Plaza San Francisco bergauf führen, drängen sich Bolivianerinnen in farbenfroher Kleidung. Sie verkaufen traditionelle Tücher und Filzhüte, Nüsse, Kräuter und Wollpullover. Einmal mehr fühlt man sich hier in der Zeit zurückversetzt.

Es ist Siesta-Zeit als wir beim Mercado Hechicería, dem Hexenmarkt, ankommen. Hier bieten Kräuterfrauen, brujas (Zauberinnen) und curanderos (Heiler) alles an, was die Bolivianer für ihre magischen Rituale und Zeremonien benötigen. Eine Verkäuferin sitzt schlafend inmitten ihrer Schätze. Nebst geheimnisvollen Pülverchen und Mittelchen aller Art gegen Krankheiten und böse Geister, Elixiere, Steine, Kräuter und Heilpflanzen findet man getrocknete Lama-Embryos. Die Föten werden zu Ehren Mutter Erde (Puchamama) traditionell unter jede Ecke eines Hauses eingemauert, um seinen Bewohnern Glück zu bringen. Ein Glück, das den Lamaföten wohl gefehlt hat…

Weiter oben am Hang befinden sich weitere Märkte, unter anderem der Mercado Negro (Schwarzmarkt). Wir trinken einen frisch gepressten Orangensaft am Strassenrand und streifen durch die Marktgassen. Panflötenbauer, Knoblauchhändler, Goldschmiede, Schuhmacher – alles ist vertreten. Dazwischen streunende Hunde, Kleinkinder und vollgestopfte Colectivos.

Wir schlendern durch die autofreie, nostalgische Pflasterstrasse der Altstadt zum Plaza Murillo. Etwas vom Schönsten in Grossstädten sind die leckeren Streetfood-Köstlichkeiten. Auf der Plaza entdecken wir Humanitas. Dreieckige Taschen, die aus Mais hergestellt werden. Sie werden mit Zucker, Zimt und Rosinen im Ofen gebacken und mit Maisstroh umwickelt.

Die Uhr am klassizistischen Präsidentenpalast, dem Palacio de Gobierno, läuft rätselhafterweise in die umgekehrte Richtung. Schweizerisch, der Ohrfeige nach?

Auch La Paz verfügt über Teleféricos. Die von der österreichischen Firma Doppelmayr 2014 erbauten Gondeln sollen die chronisch überlastete Verkehrssituation entlasten und sind gleichzeitig eine Touristenattraktion. Nach der Fertigstellung soll es das grösste urbane Seilbahnnetz der Welt werden. Wir schweben über die Dächer der Lehmzielhäuser, über die Höfe und Gassen von La Paz. Der Ausblick ist einfach toll. La Paz ist umgeben von der höchsten Bergkette Boliviens. Wobei die Sicht auf den mächtigen 6428 Meter hohen Mount Illimaní mit seinen drei Gipfeln heute etwas vernebelt ist.

Südlich des Titicacasees liegt das Dorf Tiwanaku, wo wir die Siesta auf dem ruhigen Dorfplatz verbringen.

Dann geht es auf zu den Ruinen. Das UNESCO-Welterbe Tiwanaku gilt als die wichtigste präkolumbische Kultstätte Boliviens. Die Blütezeit der Tiwanaku-Kultur wird auf 500 vor bis 1000 nach Christus geschätzt. Sie breitete sich einst über weite Teile des Hochlandes aus, selbst an der Pazifikküste lässt sie sich nachweisen – bis sie dann auf ungeklärte Weise verschwand. Hinter den Ruinen der Hauptstadt von Tiwanaku verbirgt sich eine geheimnisvolle Zivilisation, denn vieles der Tiwanaku-Kultur ist bis heute rätselhaft.

Jedenfalls sind die Ruinen, die gewaltigen Skulpturen und das Sonnentor Zeugen einer grossartigen Steinmetzkunst. Im Museum macht uns die detailliert bemalte Töpferware mit Köpfen von Mensch, Puma, Kondor und Lama besonders Eindruck. Dann gibt es noch den riesigen, aus einem einzigen Stein gefertigten, 20 Tonnen schweren Riesenmonolithen Bennett. Tiwanaku war so hochentwickelt und prägend, dass sie nahezu alle nachfolgenden Zivilisationen inklusive die Inka beeinflusste.

Nach dem Untergang Tiwanakus wurden viele der behauenen Steine als Baumaterial für Kirchen, Häuser und die Eisenbahnlinie weggeschleppt. Auch die Kirche im Dorf Tiwanaku wurde aus Steinen der archäologischen Stätte gebaut.

Ein Stück fahren wir die gleiche Strasse in Richtung La Paz zurück. Dann nehmen wir den Feldweg über Pucarani nach Batallas. Hier gibt es kaum Verkehr, denn nur die wenigsten Bauern besitzen einen Traktor, geschweige denn ein Auto. Auf der ganzen Strecke entdecken wir keinen einzigen Hag. Die Kühe, Schafe und Schweine laufen frei herum oder sind an einem Strick befestigt. Hie und da treibt ein Bauer seine kleine Herde heim. Die Wiesen und Äcker sind trocken und warten auf die Regenzeit.

Wir kommen auf die Hauptstrasse und bald ans Ufer eines geheimnisumwobenen Sees. Wer kennt ihn nicht, den Titicacasee? Mich erinnert er an Kindergeschichten wie Pippi Langstrumpf und Janosch. Er vermittelt das Gefühl eines weit entfernten Ortes. Was der Lago Titicaca in Wahrheit mit dem Taka-Tuku-Land zu tun hat, wer weiss… Jedenfalls macht er als grösster, höchstgelegener schiffbare See der Welt Eindruck auf uns. Der Seehorizont scheint mit dem blauen Himmel zu verschmelzen.

Um nach Copacabana zu gelangen geht es auf einem motorisierten Floss nach San Pedro de Tiquina. Nun sind wir wirklich selbst im Abenteuer Titicacasee angekommen 🙂

Copacabana, der Name dieses Hafenstädtchens, zaubert Fernweh hervor. Denkt man dabei an den Strand von Río de Janeiro, soll gesagt sein, dass der weltberühmte Strand den Namen dieses Ortes am Titicacasee trägt und nicht umgekehrt. An der Strandpromenade gönnen wir uns ein Bier und einen Trucha, eine Forelle aus dem Titicacasee. Wie würden meine Verwandten aus Holland sagen: een heel lekker visje!

Wir schlendern durch das touristische, aber hübsche Copacabana. Besonders die grüne Plaza und die weisse Kirche gefallen uns.

Etwas abseits des Trubels stellen wir uns ans friedliche Seeufer. Hier geniessen wir die Gesellschaft von Samantha und Fabio aus Winterthur und anderen Campern aus Argentinien. Zwei Hunde schliessen sich uns beim auf der faulen Haut liegen an.

Ein Mythos besagt, dass auf der nahe gelegenen Isla del Sol (Sonneninsel) die ersten Inka, Maco Capac und Mama Oclla, auftauchten. Eine andere Sage berichtet von der Sonne, die auf einem heiligen Stein der Insel geboren wurde. Und so stehen wir hier am Ufer dieses sagenumwobenen Sees, bewundern seine Weite (man stelle sich 15 Mal den Bodensee vor…) und strecken unsere Füsse ins eiskalte Wasser. Die Sehnsucht nach dem Meer erwacht in uns. Doch zuerst geht’s nach Peru, weiter durch die Andenlandschaft in Richtung Cusco und dem berühmten Machu Picchu.

Freiheit pur! Boliviens farbenfrohe Lagunenroute und ein knisternder Salar

Seit Tagen kribbelt die Vorfreude in uns. Wir verabschieden uns von Walter, unserem Mechaniker in Uyuni, und starten einen zweiten Versuch ins Abenteuer Lagunenroute.

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Hier ist es wieder! Dieses wohlige Gefühl völliger Freiheit. Schweigend und grinsend fahren wir in die karge und einsame Natur. Die Lagunenroute gehört zu den spektakulärsten Hochlandstrassen der Welt. Sie erstreckt sich über rund 450 Kilometer von Uyuni bis nach San Pedro de Atacama in Chile. Wir möchten nicht mehr nach Chile zurück, sondern die Ost-Route bis ganz in den Süden, zur Lagune Verde, nehmen und dann auf der West-Route, der eigentlichen Lagunenroute, wieder nordwärts in Richtung Salzwüste fahren. Damit liegen rund 700 Kilometer Piste vor uns. Rudolph ist vollgepackt mit genügend Diesel-, Wasser- und Lebensmittel-Reserven und wir sind voller Vorfreude. Was die Lagunenroute anspruchsvoll macht, sind die teils miserablem Wege und die kontinuierliche, extreme Höhe von vier- bis fünftausend Meter. Die Luft hier oben ist trocken und dünn. Dennoch, wir haben das Gefühl, mehr Luft und Raum also sonst zu haben.

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Die Kulisse, die sich uns eröffnet, ist einfach nur traumhaft. Ab und zu kommt uns ein Landcruiser mit Touristen entgegen. Für Abwechslung sorgen Herden mit Lamas, Alpacas und Vicuñas.

Die erste holprige Piste ist geschafft. Über einen schmalen Pfad geht’s zu Fuss zu einem tiefen Canyon. Einige Kilometer weiter bewundern wir surreale Felsformationen und nochmals später gelangen wir zur menschenleeren Salz-Lagune Vinto, worauf sich ein paar Dutzend Flamingos tummeln.

Eine schier unendliche Weite umgibt uns. Die in weichen Farben getönte Andenlandschaft erscheint uns künstlich, wie eine Landschaft aus einem Ölgemälde. An einem Flussufer schlagen wir unser Nachtlager auf. Aus den Erfahrung am Geysirfeld El Tatio wollen wir gelernt haben: wir parkieren Rudolph mit der Nase in Richtung Morgensonne und stellen die Heizung auf fünf Grad, damit die Wasserleitungen nicht einfrieren. In Uyuni konnten wir zudem einen Frostschutz für den Diesel ergattern.

Tatsächlich. Anderntags springt der Motor nach nur wenigen Versuchen an. Gleich nach dem Frühstück klopft mein Herz. Ich fahre mit Rudolph durchs kalte Nass des Flussbetts. Die erste Hürde ist geschafft!

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Auf unserer Karte ist eine Strasse eingezeichnet. Das Navi (maps.me) erkennt aber nur einen Wanderweg. Vor uns liegt ein hoher Berg, dann noch einer. Später umkehren zu müssen, wäre nicht gerade ideal. Hoffentlich also keine Sackgasse. Wir entscheiden uns fürs Risiko. Es wird ein Abenteuer. Auf einer Buckelpiste geht es über die Berge. Der bekannte Geruch von Lehm und Staub macht sich breit. Während uns die Berge und Vulkane in sanften Farbtönen begegnen, ist der Weg alles andere als sanft. Doch die faszinierende Landschaft macht alles wett! Hier ist kein Jeep, kein Tourist. Nur wir, wie alleine auf einem fremden Planeten.

Offroad fahren wir über die Sand- und Steinfelder. Dann windet sich die Strasse, tatsächlich eher ein Wanderweg, den Berg hinauf. Bis auf 4850 Meter kämpft sich Rudolph tapfer über Sand und Geröllstein hinauf. Der Himmel ist tiefblau und wolkenlos und der noch übrig gebliebene Schnee strahlend weiss, als wäre er gerade vom Himmel gefallen. Wohl auch ein Indiz dafür, dass hier kaum ein Auto durchfährt.

Hier oben verschlägt es uns erneut den Atem. Nicht nur, weil die Luft immer dünner wird. Wir versuchen jedes Bild zu verinnerlichen. Der Weg führt uns durch eine verlassene, gruselige Mine, wieder ein paar hundert Höhenmeter runter und durch eine Steinwüste.

Wir haben’s geschafft. Rudolph hat es geschafft. Wir sind in der südwestlichsten Ecke Boliviens angekommen. Es ist windig und kalt. Doch die Kulisse einfach umwerfend. Hinter der Lagune Verde erhebt sich majestätisch der Vulkan Licancábur (im Foto weiter unten; hier zuerst ein Foto mit einem Andenfuchs). Auf der anderen Seite des Vulkans waren wir vor sechs Wochen, als wir von San Pedro de Atacama über den Paso Jama nach Argentinien fuhren.

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Trotz Heizen sind die Leitungen über Nacht eingefroren. Auch der Motorstart dauert heute etwas länger. Doch wir haben keine Eile, da wir bis zur Mittagszeit bleiben wollen. Denn dann, wenn die Sonne am höchsten steht, vollzieht sich ein Naturschauspiel der besonderen Art. Durch den Sonneneinstrahlwinkel und die Reaktion des pflanzlichen Planktons in Verbindung mit dem hohen Blei-, Kalzium- und Schwefelgehalt verbreitet sich ein smaragdgrüner Schimmer über die zuvor klare Wasseroberfläche.

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Wir fahren wieder nach Norden diesmal die westliche Strasse, den Anden entlang. Weitere spannende 200 Kilometer Sand-, Geröll- und Schotter-Piste warten auf uns.

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Es folgt das absolute Highlight der Lagunenroute, der knapp 40 Grad heisse Naturpool am Ufer der Lagune Chalviri. Genau das, was wir gegen die bitterkalten Temperaturen und den Staub brauchen! Die ersten Tour-Jeeps stoppen hier früh morgens und die letzten verlassen die Therme nach der Mittagspause. Abends schwelgen wir im Privat-Openair-Thermalbecken unter funkelndem Sternenhimmel. Die Milchstrasse zieht sich einmal quer über den Himmel. Auf dieser Höhe ist nicht mal der Mond zu sehen. Dafür sehen wir viele Sternschnuppen, fühlen uns aber wunschlos glücklich!

Gewärmt geht’s zum höchsten Geysirfeld der Welt. Auf gut 4900 sprudelt es aus den Geysiren Sol de Mañana. Der Geruch von faulen Eiern steigt uns in die Nase und erinnert an die Schwarz-Weiss-Fotoautomaten von früher. Aus den Löchern steigen Schwefeldämpfe empor. Der graue Lava-Schlamm blubbert. Es stürmt und ist ungemütlich kalt und so bleiben wir nicht lange.

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Unser Rudolph erweist sich neuerdings auch als Hochgebirgs-Wanderschuh! Alles wackelt und vibriert. Es gibt verschiedene Wege. Eins, zwei oder drei, ob du richtig fährst… ja, das merkst du erst, wenn’s zu spät ist. „Russisches Roulette“ murmelt Thomas. Doch wir haben Glück. Die Kästchen über unserem Bett haben sich etwas gelöst. Ein Hick im Lack von einem Stein. Sonst ist alles noch ganz, als wir bei der Laguna Colorada ankommen.

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Wir bestaunen das Panorama vom Mirador aus, wo wir die nächste Nacht verbringen. Die riesige Lagune erstreckt sich vor uns und macht ihrem Namen alle Ehre. Die Algen und kupferhaltigen Mineralien verfärben das Wasser ziegelrot. Die Laguna Colorada ist Heimat unzähliger Anden- und James-Flamingos. Am Ufer grasen ein paar flauschige Alpakas und zierlichen Vicuñas.

Nach einer unruhigen, stürmischen Nacht geht das Elefantenreiten weiter. Die nächsten hundert Kilometer tuckern wir mit 20 Kilometer pro Stunde. Beim Árbol de Piedra, einem vulkanischen Stein in Form eines Baumes, halten wir an.

Auch der schmale Weg durch einen Canyon ist unwegsam. Für Aufheiterung sorgt ein spezielles Tier. Eine Mischung aus Hase und Känguru mit langem Schwanz, eine bolivianische Art von Chinchilla.

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Erneut verläuft alles glimpflich. Wir kommen an den Lagunen Honda, Chiar kkota, Hedionda und Cañapa vorbei. Bei letzterer verbringen wir nochmals eine Nacht.

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Das letzte Stück bis zur Hauptstrasse toppt alles. Hochkonzentration ist gefordert, um nicht in den tiefen Fahrrillen zu versinken und den vielen Steinen auszuweichen. Die letzten 14 Kilometer übelste Buckelpiste verursachen sogar Muskelkater vom Festklammern. Und dann… ist es geschafft! Ein Glück, dass nur die hinteren Stossdämpfer im Elend sind.

Noch wissen wir nicht, dass wir auf dem Weg zum Salar de Uyuni bereits einen Salzsee durchqueren. Die Spurrillen sind wieder sehr tief, sodass wir mit dem Unterboden streifen. Wir fahren also auf den Erhebungen. Lange geht das gut. Doch dann rutscht das Hinterrad ab und flutsch, stehen wir schräg in der Landschaft mit den linken Rädern im weichen, feuchten Boden des Salars Colchani. Der Wind bläst uns um die Ohren. Kehrt er, droht Rudolph zu kippen. Wir versuchen, den Wagen zu heben, Salzsteine, Bretter und unser altbekanntes Einstiegstrittbrett darunter zu legen. Alle Versuche, Rudolph nur einen Millimeter zu bewegen, bleiben erfolgslos. Natürlich gibt es hier, wie eigentlich die ganzen letzten Tage, keinen Handyempfang. Nach knapp zwei Stunden erscheint Hilfe am Horizont. Drei Tour-Jeeps fahren auf uns zu und bald bestaunen mindestens ein Dutzend Touristen das Debakel. Kurzerhand schieben alle und mit geballter Kraft ist es geschafft. Rudolph steht wieder auf dem Trockenen!

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In San Juan verschlingen wir in der verstaubten Fahrerkabine hungrig eine Portion Spaghetti. Die Motorhaube vor uns ist geöffnet. Ein verbrannter Geruch liegt in der Luft. Das Getriebe. Dennoch, wir wollen nicht länger im aufziehenden Sandsturm bleiben. Am späteren Nachmittag ist es dann soweit. Wir dürfen uns von den Strapazen erholen. Ein Wahnsinnserlebnis. Nein, wir fahren nicht auf Schnee oder Eis, sondern auf Salz. Die harte Kruste knistert unter unseren Füssen.

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Bei Sonnenuntergang erreichen wir die Insel Incahuasi im Herzen des Salars. Wir stellen uns in deren Windschatten. Ein anstrengender Tag mit Happyend!

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Wir erwachen mit dem atemberaubenden Blick über den grössten Salzsee der Welt. Der Salar de Uyuni – gibt es überhaupt Worte, ihn zu beschreiben? Ein riesiges weisses Meer. Jetzt in der Trockenzeit bestehend aus einer flachen, harten Kruste mit sechskantigen Salzfliesen, schier unendlich, nur die Inseln und der blaue Himmel bieten einen Kontrast.

Die Hügel der Isla Incahuasi bestehen aus versteinerten Korallen, worauf riesige Kakteen empor ragen. Sie wachsen pro Jahr nur einen Zentimeter. Einige von ihnen sind unvorstellbare 1200 Jahre alt!

Okaj, Thomas ist real, Rudolph auch. Doch der Rest? Wir kommen uns wie in einem Science-Fiction-Film vor. Und dann ist da diese unglaubliche Ruhe, eine absolute Stille! Nach rund einer Stunde ein anderes Fahrzeug am Horizont. Es scheint über dem Salar zu schweben. Ein Tag genügt, um unsere Energiereserven von Null auf Hundert aufzutanken. Wir lassen das Sonnendeck raus und geniessen ein Bierchen im Nichts auf dieser riesigen Salzpfanne.

Auf den letzten 30 Kilometern zur östlichen Ausfahrrampe bei Colchani wimmelt es von Löchern im Salar, sogenannte ojos (Augen). Der Salar de Uyuni birgt einen wertvollen Schatz. Unter ihm schlummern die weltweit grössten Vorkommen an Lithium-Karbonat, das als Legierungszusatz für Batterien, Akkus und die Kerntechnik benötigt wird. Auch für die Speicherung erneuerbarer Energien und für Elektroautos werden massig Batterien gebraucht. Ein deutsches Unternehmen plant momentan den Abbau des Leichtmetalls. Die Regierung von Präsident Evo Morales hofft auf Milliardenprofite. Ein lukratives Geschäft für das ärmste Land Lateinamerikas. Doch die Einheimischen sind überzeugt. Die Zunahme der ojos hat mit der Lithium-Gewinnung zu tun. Wie lange man wohl noch auf den Salar fahren kann?

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Eine traumhaft abenteuerliche Woche geht zu Ende. Zurück in Uyuni verschlingen wir eine leckere Pizza. Der Trip hat hungrig gemacht. Auch auf noch mehr Abenteuer!

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Bolivien, eine andere Welt – von Santa Cruz bis Uyuni

Wir tauchen in eine uns bisher unbekannte Welt ein. Seit einem halben Jahr sind wir in Südamerika und haben das Gefühl, erst jetzt richtig angekommen zu sein. Kaum über die Grenze fühlen wir uns hier in ein anderes Jahrhundert zurückversetzt. Einst Teil des mächtigen Inka-Imperiums ist Bolivien heute das ärmste Land Südamerikas. Doch bis heute birgt es einen geheimen Schatz voller vorspanischer Kulturen und Traditionen.

Die erste Nacht in Bolivien verbringen wir auf dem Hinterhof einer Tankstelle in Camiri. Von draussen ertönt Musik, Kindergeschrei, das Geräusch eines Fernsehers, vorbeifahrender Fahrzeuge und eines krähenden Hahns. Doch wir sind so müde, dass wir sofort einschlafen.

Im östlichen Flachland fahren wir weiter nordwärts nach Santa Cruz. Ab und an kommen wir in einen kleinen Ort. Ansonsten ist auch der bolivianische Chaco wenig besiedelt. Kurz vor Santa Cruz wird das Klima tropischer und entsprechend grün. Wir kurven durch die Stadt auf der Suche nach einem Bankomat. Nach einigen Versuchen finden wir einen, der frei ist und unsere Karte akzeptiert.

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Die modernste Stadt Boliviens boomt. Überall entstehen edle Wohnblöcke und moderne Einkaufszentren. Die Menschen im Flachland haben das spürbare Verlangen, sich vom traditionellen Hochland-Image Boliviens abzugrenzen. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fahren wir den Parkplatz des Freizeitparks Biocentro Güembe an, wo wir freundlich empfangen werden und nicht nur gratis stehen, sondern auch den Park kostenlos besuchen dürfen. Das Biocentro entpuppt sich als eine riesige Anlage mit Swimmingpools, Museen, einer Insel mit Affen, einem Vogelpark und noch vielem mehr. Wir geniessen es, schliesslich ist heute der 1. August. Was für ein Geschenk!

Bevor wir losfahren, fragt uns ein Taxi-Chauffeur, ob wir Diesel bräuchten. Für Ausländer ist das Tanken in Bolivien nicht ganz einfach. Der Kraftstoff wir staatlich subventioniert, allerdings nur für Einheimische. Ausländer zahlen das rund 2,5-fache. Um zu Diesel zu gelangen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man zahlt den Ausländertarif von derzeit rund 1,25 Franken pro Liter (sofern überhaupt möglich, denn nicht alle Tankstellen können oder wollen an Ausländer verkaufen), man verhandelt mit den Tankwärtern einen niedrigeren Tarif (wobei sie die Differenz in die eigene Tasche stecken) oder kauft ihn Privaten ab. Letzteres ist die kostengünstigste Lösung, ohne die Korruption an den Tankstellen zu unterstützen. Wir entscheiden uns, dem Taxifahrer die 60 Liter abzukaufen.

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Mit mehr als 1,5 Millionen Einwohnern ist Santa Cruz die grösste Stadt Boliviens. Reiche Erdöl- und Gasvorkommen sowie der profitable Anbau von Soja, Zuckerrohr, Reis, Mais, Zitrusfrüchten und Baumwolle dienen dem wirtschaftlichen Aufschwung. Die Stadt lockt Menschen aus aller Welt hierher. Ein bunter Mix aus Arbeits- und Glücksuchender. Santa Cruz ist aber auch die berüchtigte Drogenhauptstadt und obschon sie einen gepflegten und sauberen Eindruckt macht, ist sie dennoch typisch bolivianisch: bunt, lebendig und turbulent. Auf den Strassen und Trottoirs wird alles nur Erdenkbare verkauft, gekocht und gegessen. Im Zentrum sind die Strassen eng und verstopft. Die Bolivianos sind nicht die geduldigsten Autofahrer. Überall wird gehupt. Während des Wartens an der Ampel oder im Stau wird uns alles Mögliche und Unmögliche angeboten. Fast könnte man seine Einkäufe statt auf dem Markt auch während der Autofahrt erledigen.

Wir fahren aus der Stadt und es wird ruhiger. Hier beginnt für uns das ländliche Bolivien mit seinen einfachen Lehmhäuschen, um die herum Kühe, Schweine und Hühner grasen und den Menschen, die in bunten Tüchern eingewickeltes Gepäck auf ihrem Rücken tragen. Was für beeindruckende Bilder!

Um nach Westen zu gelangen, entscheiden wir uns für die alte Streckenverbindung von Santa Cruz nach Cochabamba. Ein schmaler Pfad führt zum Río Piraí hinunter. Nebst uns verbringen noch ein paar lokale Familien ihre Siesta am kühlen Flussbett. Die Menschen begegnen uns sehr freundlich.

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Die Hochlandroute führt uns auf kurviger Strasse durch die Regenwälder in die Höhe. Immer wieder halten wir an, um das traumhafte Panorama zu bestaunen.

Samaipata ist ein touristisches, aber wunderbar friedliches Dorf, eingebettet in die atemberaubende Wildnis am Fusse der Cordillera Oriental. In der Inka-Sprache Quechua bedeutet Samaipata zutreffend „Ruhe in der Höhe“. Wir stellen uns neben den Dorfplatz, wo wir auf der Park-Bank gemütlich den Abend geniessen.

Wir folgen der Ruta del Che, die von Samaipata über Vallegrande nach La Higuera führt. Durch das Gebiet, wo der Revolutionär Ernesto Che Guevara zwischen 1965 und 1967 versuchte, einen Volksaufstand zu organisieren, der aber wegen der damaligen Landesreform bei den Bauern keinen Rückhalt fand. Wir fahren durch die wunderschöne Berglandschaft Boliviens. Es geht bergauf und -ab und eine steile Bergpassage folgt der anderen. Immer wieder durchquert die Strasse kleine Bäche.

Wir sehen Menschen, die ihre Felder wie vor hundert Jahren mühsam von Hand oder mit Pferd, Ochse und Pflug bewirtschaften. Menschen, die hart schuften, um ihre einfache Existenz zu sichern. Die Strassenhunde sind die dünsten, denen wir bisher begegnet sind. Überall schauen die Menschen auf, wenn wir durchfahren. Der Besitz eines Autos oder gar eines Campers ist den Campesinos (Kleinbauern) unbekannt. Die Armut bewegt uns und gleichzeitig beeindruckt uns die Fröhlichkeit in den Gesichtern der Menschen hier.

In ganz Bolivien sind sie anzutreffen, die mit Wahlpropaganda bemalten Hauswände, Mauern und Steine. Seit 2005 ist Evo Morales, der aus der Volksgruppe Aymará stammt, der erste indigene Präsident Boliviens. Die sozialistische Politik Morales‘ hat eine grosse gesellschaftliche Umwälzung zum Ziel, welche die Regierung „El Cambio“, der Wandel, nennt. Die Armut konnte in den letzten Jahren tatsächlich reduziert werden und den Indígenas wurden mehr Rechte und Macht gegeben. Die Bemühungen, Land und Wohlstand neu zu verteilen, stossen in der Erdgas- und rohstoffreichen Ostregion auf starken Widerstand. Trotz Gegenstimmen und der wachsenden Unzufriedenheit über das, was manche als schwache Regierungsführung bezeichnen, erwarten viele, dass die sozialen Programme, die von der Regierung gefördert und mit den wachsenden Einnahmen aus Bergbau, Landwirtschaft und Erdgasexporten finanziert werden, die Revolution des Präsidenten weiter vorantreiben. Für uns Reisende hat die aktuelle politische Situation jedenfalls den Vorteil, dass sie stabil ist. Speziell wenn man bedenkt, dass Bolivien seit der Unabhängigkeit 1825 von unzähligen politischen Krisen und rund 200 Regierungs- und Machtwechseln betroffen war.

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In der Kleinstadt Vallegrande, die etwas versteckt im Bergland liegt, besuchen wir den Bauernmarkt. Wir essen ein einfaches Mittagessen unter den Einheimischen. Nachdem das bolivianische Militär Che Guevara umgebrachte hatte, wurde seine Leiche hier in Vallegrande im kleinen Waschhaus des Spitals aufgebahrt, um der Welt seinen Tod zu präsentieren.

Auf dem Weg zurück zum Auto begegnen wir Alba und Eloy, einem Backpacker-Paar in unserem Alter. Wir unterhalten uns kurz, bevor sich unsere Wege vermeintlich trennen. Wenig später halten wir in Pucará nebst einem Touristenbus, aus dem die beiden uns zuwinken. Da der Bus nicht bis ins Dorf hochfährt, nehmen wir sie bis nach La Higuera mit.

Zusammen besuchen wir das Museum. Im kleinen Dorf La Higuera wurde Che am 9. Oktober 1967 vom bolivianischen Militär in der escuelita (dem ehemaligen, einräumigen Schulgebäude) erschossen. Die Bewohner von La Higuera leben vom Tourismus. Die Mauern der ärmlichen Lehmbauten sind voller Bilder Che Guevaras und zwei riesige Statuen thronen auf dem Dorfplatz.

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Im Dorf freut man sich aber unseren Besuch. Viel sei hier sonst nicht los. Die meisten Touristen halten nur kurz für einen Museumbesuch. La Higuera bedeutet Feigenbaum und das Dorf soll laut unserem Reiseführer ein staubiges und ärmliches Nest sein. Staubig ist es, ärmlich auch, dennoch gefällt es uns hier. Eine Dorfbewohnerin zeigt uns den Weg zur Quebrada del Churo, dem Bach, wo Che Guevara gefunden und gefangengenommen wurde. Ein schmaler Pfad führt zwischen dornigen Gebüschen hindurch und hinterlässt Kratzer an Beinen und Armen. Die Sonne brennt senkrecht auf uns herunter. Wir können nachfühlen, wie beschwerlich die Märsche durch die unwegsamen Wälder für den asthmakranken Che und seine Guerilleros gewesen sein muss.

Die Kinder vom Dorf stehen in unserem Bus. Neugierig wird ein Kästchen und Türchen nach dem anderen geöffnet. Die beiden frechen Jungs, Fanor und Casiano, tragen eine Steinschleuder um den Hals, mit der sie Vögel abschiessen, die sie dann essen. Vom Strand in Monte Hermoso (Ostargentinien) haben wir noch grosse Muscheln im Gepäck. Die Augen der Kinder funkeln, während sie dem ihnen unbekannten Geräusch des Meeresrauschens lauschen. Speziell Kenia und ihre kleine Schwester Luz Marina freuen sich über das Geschenk. Später spielen wir alle zusammen Fussball. Der kleine Bengel Dayan steht im Tor. Gäbe es eine bessere und schönere Art zur Akklimatisierung an die Höhe?

Es finden noch weitere Traveller den Weg nach La Higuera. Die Motorradfahrer Mike aus Züri und Frank aus Deutschland sowie die Velofahrer Laura und Reza aus England. Wir bleiben noch länger. Verbringen die Tage mit den Kindern und die Abende in einer gemütlichen Runde mit den anderen Reisenden.

Am 6. August, dem bolivianischen Nationalfeiertag tragen die Kinder ihre Sonntagskleidung. Der Abschied fällt uns schwer. Wann kommt ihr wieder? Fragt mich Casiano. Was sollte ich ihm nur antworten?

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Eine staubige, aber landschaftlich traumhafte Strasse führt uns in Richtung Südosten. Kurz vor der Ortschaft Padilla müssen wir ein Bachbett überqueren. Gibt es nicht doch noch einen Weg über die Brücke? Wir nehmen den schmalen Pfad. Irrtum, hier kommen wir nicht weiter. Und dann passiert es. Wir erwischen einen Stein und eine schöne Beule auf der Seite von Rudolph. Immerhin glückt die nasse Überfahrt.

Ein paar Kilometer vor Padilla winken uns drei Bauern am Strassenrand. Wir nehmen sie bis nach Padilla mit. Die ältere Frau platzieren wir auf meinem Stuhl. Ich sitze irgendwo am Boden. Die andere Frau und der Mann, dem die Zähne und die recht Hand fehlen, hocken auf unserem Bett (hätte mir das Jemand vor einem halben Jahr gesagt, ich hätte es nicht geglaubt). Es riecht nach Stall und Coca-Blätter. Als die Drei am Dorfplatz aussteigen und erfahren, dass die Fahrt nichts kostet, bedanken sie sich überglücklich und wahnsinnig herzig.

Das Kauen von Coca-Blättern ist im Andenhochland von Bolivien und Peru seit Jahrhunderten kulturell tief verwurzelt. Wobei „kauen“ eigentlich nicht zutreffend ist. Die Blätter werden mit einer Mischung aus Kalk und Pflanzenasche, die den Speichelfluss anregt, in der Backe gehalten und der Saft wird eingesogen. Immer wieder begegnen uns Männer mit riesig dicken Backen. Coca-Blätter sind mehr als ein Genussmittel. Sie dienen kultischen und medizinischen Zwecken. Empfindungen wie Hunger, Müdigkeit und Kälte werden verdrängt und die freigesetzten Stoffe sind sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit, da sie die Sauerstoffaufnahme verbessern. Für Minenarbeiter sind die Coca-Blätter unentbehrlich. Doch auch Frauen kauen Coca vor einer Geburt, um die Wehen zu beschleunigen und die Schmerzen zu lindern. Pro Monat werden in Bolivien schätzungsweise 1,2 Millionen Kilo Coca-Blätter konsumiert. Doch nicht alle Coca-Sträucher dienen dem traditionellen Gebrauch. Bolivien gehört zu den grössten Kokainproduzenten der Welt.

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Jeden Sonntag findet in Tarabuco ein grosser Markt statt. Die Campesinos aus den umliegenden Dörfern strömen hierher, um einzukaufen oder etwas zu verkaufen. Sie besitzen kein Auto und reisen daher mit den Micros (Minibusen), per Anhalter oder zu Fuss an. Ob sie meinen, wir wären auch ein Micro? Jedenfalls nehmen wir erneut ein paar ältere Menschen und Kinder mit. Die Verständigung ist schwierig, da die Bauern Quechua und oft kein Spanisch sprechen. Dennoch sind es wunderbare Begegnungen mit der indigenen Bevölkerung. Der Herr auf dem Beifahrersitz zeigt Thomas mit dem Finger den Weg zum Markt. Schliesslich landen wir inmitten des Mercados. Parkieren ist hier nicht möglich. Also Retourgang rein und durch die enge Gasse zurück, vorbei an den vielen Menschen, Ständen, Karren und Tieren. Als wir später durch eine der Markthallen schlendern, fragt uns ein Verkäufer, von wo wir kämen und was „Tomate“ in unserer Sprache heisse. Ganz erstaunt, dass es dasselbe Wort ist, stellt er uns die nächste Frage. Wie spät es bei uns in der Schweiz sei, fragt er. Sechs Stunden später. Wow, dann müsse dieses Land ja wirklich weit weg sein.

Es ist ein toller und wahnsinnig eindrücklicher Markt. Viele der Menschen tragen traditionelle und festliche Kleider. Die Gassen sind belebt und die Stimmung munter. Die einfachen Lehmhäuschen gleichen der braunen Umgebung. Es sind die bunten Kleider und Verkaufsstände, die alles so wunderbar farbig machen. Nebst den Einheimischen und ein paar wenigen Touristen tummeln sich Hunde, Esel und Schweine herum. Die meisten Stände sind einfach gehalten: ein Tuch am Boden. Die Fleisch-Theke ist besonders eindrücklich.

In einem Innenhof essen wir Hühnchen mit Kartoffeln und Reis. Das Mittagessen ist die wichtigste und für die ärmeren Menschen oft die einzige Mahlzeit des Tages.

Wir kaufen ein typisch bolivianisches farbiges Tuch. Ein älteres, das noch nicht industriell hergestellt wurde. Zudem eine Hängematte und ein Schal aus Alpaka-Wolle. Tarabuco ist bekannt für seine Traditionen, die Musik und Tänze aus der Inka-Zeit sowie für seine prachtvollen Trachten und die Webkunst. Speziell die Tücher, die mit sehr viel Zeitaufwand und extrem detailreich in monatelanger Arbeit von Hand gewoben werden, beeindrucken uns.

Am späteren Nachmittag fahren wir in die Hauptstadt Boliviens. Obschon die meisten Regierungsgeschäfte in La Paz stattfinden, ist das im Herzen Boliviens gelegene Sucre die verfassungsmässige Hauptstadt. Das historische Zentrum gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

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Wir fahren einen Campinglatz an und haben Glück. Inmitten der Stadt befindet sich der Garten von Alberto und Felicidad. Felicidad lernen wir nicht kennen, da sie gerade in Santa Cruz ist. Die Tochter Carolina spricht gutes Englisch. Sie ist Ärztin, ihr Vater arbeitet in der Universität. Die Familie gehört zur Oberschicht Boliviens.

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Wir geniessen ein Frühstück draussen an der Sonne. Die Stadt liegt für Bolivien auf einer angenehmen Höhe von knapp 2800 Metern in einem Talkessel, was ihr ein mildes, ganzjährig frühlingshaftes Klima verleiht. Was wollen wir mehr? Ach ja, den Schaden an Rudolph reparieren. Doch auch dieser Wunsch bleibt nicht lange unerfüllt. Nach dem Frühstück kommt der Chef-Spengler persönlich mit einem Mitarbeiter auf den Camping. Wir dürfen Rudolph noch heute zur Reparatur bringen. Nach zwei Tagen ist er wieder wie neu. Kostenpunkt: gerade mal 100 Franken.

Wir schlendern durch die hübsche Stadt. Strahlend weisse Kolonialgebäude, gemütliche Innenhöfe und grüne Parks strahlen eine vornehme Atmosphäre aus. Sucre geniesst mit seinen vielen Universitäten den Ruf, Zentrum des fortschrittlichen Denkens Boliviens zu sein.

Der Mercado ist für uns einmal mehr das Highlight der Stadt. Zwischenzeitlich geniessen wir es, unsere Einkäufe nicht in einem Supermarkt zu erledigen, sondern hier Tomaten, dort einen Brokkoli und beim nächsten Stand frisches Obst zu kaufen. Das Beste sind die leckeren, frischen und günstigen Jugos (Fruchtsäfte).

Feliz cumpleaños! Wir feiern den Geburtstag von Thomas. Freunde und Familie sind beim Geburtstags-Brunch mit dabei, auf den Fotos an der Wäscheleine 😉 Zur Feier des heutigen Tages gönnen wir uns ein gemütliches Nachtessen in einem argentinischen Steakhouse.

Wir verbringen noch einen Tag zusammen mit Mike, den wir in La Higuera kennengelernt haben und der momentan in Sucre wohnt. Im Museo de Arte Indígena lassen wir uns nochmals von der Vielfalt der traditionell bolivianischen Webkunst beeindrucken. Unglaublich, die vielen dünnen Fäden aus Lama- und Alpaka-Wolle, so viele Details! Es werden Herstellungstechniken und die Bedeutung der Webmuster erklärt. Daneben widmet sich das Museum den Trachten und der Andenmusik mit ihren Rohrflöten, Holzpfeifen, Rasseln und Trommeln.

Auf dem Weg nach Uyuni kommen wir nach Potosí. Beim Anblick des Stadtberges schaudert es mich. Wie viele Menschen mussten hier für Europa leiden und sterben? Von den riesigen Silbervorkommen des „reichen Berges“, wie die Spanier den für die Ureinwohner heiligen Berg nannten, ist heute nichts mehr übrig. Das Silber wurde von den Spaniern 1545 entdeckt und die Ausbeutung unverzüglich vorangetrieben. Ganze Dorfschaften von Hochlandbewohnern wurden in die Bergstollen abkommandiert. Potosí war die Schatzkammer Amerikas. Für die Indígena war sie dagegen der Eingang zur Hölle. Verunglückten und starben die Zwangsarbeiter nicht in den Stollen, so erlagen sie den unmenschlichen Arbeitsbedingungen in dieser Höhe oder an den Vergiftungen des Quecksilbers, das als Scheidemittel eingesetzt wurde. Es wäre möglich, eine Mine zu besichtigen. Uns schaudert aber rein die Vorstellung der furchtbaren Arbeitsbedingungen, die noch heute herrschen. Die einst grösste und reichste Stadt des ganzen amerikanischen Kontinents ist heute eine von Armut betroffene Stadt der dritten Welt, die in Europa in Vergessenheit geraten ist.

Wir übernachten ein paar Kilometer ausserhalb von Potosí auf einem Feld zwischen den Hügeln. Eine schlaflose Nacht auf über 4000 Meter Höhe, denn der Blattsalat vom Mercado in Sucre bekommt mir nicht gut. Eigentlich sollte man es wissen und vielleicht den Salat nicht von der ärmsten Bäuerin auf dem Fussboden kaufen…

Die Strecke von Potosí nach Uyuni ist abwechslungsreich. Mir fehlt es aber an Energie. Immer wieder nicke ich ein. Derweil bibbert Thomas das erste Mal auf unserer Reise, ob der Diesel wohl bis zur nächsten Tankstelle reichen wird. Zu allem Übel fällt plötzlich der Turbo aus. Ein Blick unter die Motorhaube verrät, dass der Turboschlauch einen Riss hat. Mühsam kraxelt Rudolph über die Hügel bis nach Uyuni.

In Uyuni machen wir uns auf die Suche nach einem Mechaniker. Wir werden fündig und stehen wenig später auf dem Hof von Walter. Ersatzteile gibt es hier nicht, schon gar nicht für Mercedes-Fahrzeuge. Dafür kreative Mechaniker.

Uyuni liegt inmitten der Hochwüste im südwestlichen Zipfel Boliviens auf 3670 Meter. Die Luft ist trocken. Tagsüber ist es bei strahlend blauem Himmel aber schön warm. Nachts fallen die Temperaturen hingegen unter null. Die Heizung haben wir auf fünf Grad eingestellt, sodass die Wasserleitungen nicht einfrieren. Von hier aus fährt man zum Salar de Uyuni. Bevor wir auf den Salzsee fahren, wollen wir die sogenannte Lagunen-Route fahren. Wir füllen unsere Vorräte mit Lebensmitteln und Wasser auf. Walter holt für uns an der Tankstelle Diesel zum lokalen Preis. Wir füllen den Tank, Reservetank und zwei Kanister. Genug, um rund 1200 Kilometer ohne Tankstelle auszukommen. Dann sind wir ready. Wir freuen uns auf die abenteuerliche Route, auf eine Woche in purer Natur. Doch es kommt anders. Nach rund 50 Kilometern öffnet Thomas nochmals die Motorhaube. Der Flick hat nicht gehalten. Welch ein Pech! Statt in freier Natur werden wir die nächsten Tage im Hinterhof der Garage übernachten. Walter versucht ein Ersatzteil in Santa Cruz zu bestellen. Von dort wäre der Schlauch mit dem Flugzeug anderntags hier. Leider gibt es aber dort kein passendes. Zum Glück fährt der Bruder von Walter nächsten Sonntag nach Calama in Chile und kann uns den Ersatz-Schlauch bis Mitte nächster Woche mitbringen.

Auf dem Zugfriedhof, dem Cementerio de Trenes, rostet etwas ausserhalb von Uyuni ein riesen Haufen Stahl vor sich hin. Die Dampflokomotiven und Bahnwaggons stammen aus alten Zeiten. Sie wurden durch Dieselloks ersetzt. Eine etwas trostlose Stimmung umgibt uns.

Das Ersatzteil ist da. Etwas zu lang, kein Originalteil, aber es passt! Die Freude ist riesig und die Vorfreude auf die Lagunen-Route und den Salar noch grösser! Dazu mehr im nächsten Bericht 🙂

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