Majestätische Pyramiden und winzige Orchideen – Guatemalas Mitte und Norden

So was wie ein Camper kennt man in Guatemala nicht und so sorgt das casita con ruedas – unser Häuschen mit Rädern – auch hier immer wieder für neugierige Blicke. Wir verlassen das südliche Hochland und fahren in die Landesmitte, hoch über die Berge und tief in die Täler runter, denn Tunnels oder Brücken gibt es keine.

Am Stadtrand von Cobán übernachten wir bei der Café Finca Chicoj. Hier im Zentralland gedeiht nebst dem Kaffee auch das edle Lebkuchen-Gewürz Kardamom.

Die Monja Blanca, die weisse Nonnen-Orchidee, ist die Nationalblume Guatemalas. Im Schutzgebiet Orquigonia bewundern wir ein paar der über 600 Orchideen-Arten, die in Guatemala blühen und von denen rund ein Drittel endemisch ist. Eine guatemaltekische Spezialität sind die ganz mickrig kleinen Exemplare, deren Blüten man fast nur unter der Lupe erkennt. Wir lernen, dass Vanille eine Orchidee ist, aus dessen Samenkapseln das Gewürz, also die Vanilleschote, die strenggenommen gar keine Schote ist, gewonnen wird. Wir beschliessen, die Besichtigung einer Vanille-Plantage auf unsere To-See-Liste zu nehmen, denn diese soll es in Mexico geben.

In der Innenstadt von Cobán stehen wir auf einem überwachten Parkplatz. Antonio, der mit seiner Frau und einem kleinen Sohn auf dem Platz wohnt, sorgt rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr für Sicherheit. Viel ist hier nicht los und so freut sich Antonio über einen Schwatz und Geschichten aus der Ferne. Das Geld ist immer knapp und die Freude riesig, als wir der Familie zum Abschied ein paar Lebensmittel wie ein Pfund Bohnen und Zucker schenken.

Wie in allen lateinamerikanischen Ländern sind auch die Menschen in Guatemala sehr religiös. Auf den Märkten ertönen die Worte der Prediger aus dem Megaphon. Am Strassenrand stehen Schilder wie Jusús sana, Jesus heilt. Kaum ein Bus ist nicht mit einem Christus kommt oder Christus lebt bestückt. Auch die Sicherheit im Strassenverkehr wird in Gottes Hand gelegt. Auf den Frostschutzscheibe liesst man oft Regalo de Dios, Geschenk Gottes, und hinten am Fahrzeug den  Aufdruck Dios me guía, Gott führt mich. Der Katholizismus ist die vorherrschende Religion in Guatemala, wobei evangelisch-protestantische Gemeinschaften immer mehr Anhänger finden. Die Missionare, die die Mayas im 16. Jahrhundert bekehrten, liessen auch Aspekte der alten animistischen, schamanischen Religionen zu, die so neben den christlichen Bräuchen bestehen blieben. Katholische Priester sind und waren besonders während des Bürgerkriegs offene Verteidiger der Menschenrechte. Die Bürger scheinen es ihnen zu danken. Heute Sonntag stehen und knien die Menschen nebst besetzten Bänken in der Kirche. Es ist so voll, wie bei uns nicht mal an Weihnachten und Ostern zusammen.

In Cobán findet diese Woche das grosse Folklorefestival Rabin Ajau statt. Wir schmunzeln, als wir der Strassen-Parade der Missen zusehen. Die Wahl von Schönheitsköniginnen ist in Guatemala sehr beliebt. Fast jede Firma hat ihre eigene oder gleich mehrere Missen. Auch der Pferde-Umzug am Sonntagnachmittag ist in unseren Augen ziemlich skurril. Es ist eine Show der Oberschicht. Weisse Cowboys, Mischlinge oder Nachkommen europäischer Auswanderer stolzieren auf ihren Pferden und präsentieren ihre fetten Jeeps. Sie demonstrieren die Elite, denen Geld, Macht und Land gehört.

Auf der anderen Seite des gesellschaftlichen Spektrums finden sich die indigenen Mayas wieder, die zwar mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung ausmachen, aber bis heute in allen bedeutenden Bereichen des zivilen Lebens benachteiligt sind. Auf unserer Fahrt weiter Richtung Norden stehen Kinder und Jugendliche mit Schaufeln auf der Strasse und bitten um Geld für das Ausbessern von Schlaglöchern. Wir beschliessen, den Erwachsenen ein paar Münzen und den Kindern Wasser zu geben. In diesen entlegenen Gegenden kommen nicht viele Fahrzeuge vorbei. Ein eigenes Auto ist für viele Einheimische ein unerreichbarer Luxus. Im teils unwegsamen Gelände sind die wenigen Privatfahrzeuge meist Pickups, auf deren Ladefläche erstaunlich viele Menschen Platz finden.

Nach einigen heissen Fahrstunden sorgt der Pool beim Hostel del Viajero, unserem heutigen Stellplatz, für eine willkommene Abkühlung.

Wir besichtigen die kleine Festung von San Felipe de Lara, die von einer gepflegten Parklandschaft mit Bade- und Picknickstellen umgeben ist. Die Spanier erbauten im 16. und 17. Jahrhundert die Anlage, um Englische Piraten abzuwehren. Dies nützte allerdings nicht viel und die Festung wurde mehrere Male niedergebrannt. Nachdem die Piraten in der Karibik der Geschichte angehörten, dienten die massiven Wände als Gefängnis. Später wurde es aufgegeben und verfiel, bis die Ruinen 1957 liebevoll restauriert wurden.

Wir fahren in das ganz im Norden liegende, feucht-heisse Tiefland des Departements Petén. Auf halber Strecke machen wir bei der Touristenfarm Finca Ixobel in Poptún einen Zwischenstopp. Auf dem riesigen Gelände geniessen wir die entspannte Atmosphäre, hausgemachtes und ökologisches Essen und die Gesellschaft einer sympathischen Familie. Das deutsche Paar Christiane und Danny lebt mit ihren vier Kindern für ein paar Jahre in Puebla, südlich von Mexico-Stadt. Während ihren Sommerferien reisen sie durch Belize und Guatemala. Wir verstehen uns super und verabreden ein Wiedersehen in Mexico.

Am schönen Ufer des Petén-Itzá-Sees in Santa Elena feiern wir Thomas Geburtstag vom schönen Sonnenauf- bis zum –untergang 🙂

Die Insel Flores ist über einen kurzen Damm mit dem Festland verbunden und wird vom Tourismus dominiert. Im Parque Central erhebt sich die weissgetünchte Kirche, von dessen Turm wir einen tollen Blick über den Petén Itzá-See geniessen.

Da uns Flores dann doch zu touristisch ist, fahren wir ans östliche Seeufers, wo es im Seedorf El Remate entspannter zu und her geht. Der krönende Abschluss unserer Guatemala-Reise steht noch bevor: das Kultur- und Naturwunder Tikal. Frühmorgens geht’s los, wir sind die Ersten, denn wir haben das Ticket schon am Vortag gekauft. Das Spektakuläre an diesen Maya-Ruinen sind die riesigen Tempelpyramiden, welche das Urwalddach überragen. Die Maya glaubten, damit dem Himmel und den Göttern näher zu kommen. Von da oben geniesst man einen atemberaubenden Ausblick. Wir könnten stundenlang da sitzen und über die Baumkronen des Regenwaldes blicken, den süssen Klammeräffchen, bunten Papageien und Tukanen zusehen und den Rufen der Brüllaffen lauschen. Wie hat es hier wohl ausgesehen, als die Siedlung von 800 vor bis 900 nach Christus bewohnt war? Die gewaltige Dimension der steilwändigen Paläste erzeugt Ehrfurcht und Respekt vor dieser Zivilisation, die imstande war, ohne – so geht man heute davon aus – Eisenwerkzeug und das Rad solche Paläste zu erbauen. Irgendwann müssen wir dann doch runter, uns noch die restlichen Bauten, die im dichten Dschungel versteckt liegen, anschauen.

Bei einer kühlen Limonade lassen wir einen spannenden Tag, zusammen mit dem deutsch-holländischen Reise-Paar Birgit und Leo, ausklingen.

Guatemala war für uns ein absolutes Highlight. Ähnlich wie in Bolivien oder Peru werden hier noch alte Kulturen und Traditionen gelebt. Für uns ist Guatemala ein Land mit einem riesigen Facettenreichtum, farbenprächtigen Bildern und vielen fröhlichen Gesichtern. Die Menschen haben uns mit ihrer extrem hilfsbereiten, höflichen und gelassenen Art grossen Eindruck gemacht. Danke, liebes Guate!

 

Eine kunterbunt strahlende Welt – Guatemalas Süden

Bienvenidos en Guate! Der Grenzbeamte heisst uns mit einem breiten Grinsen willkommen. Wir freuen uns riesig, in die kulturreiche, kunterbunte Welt Guatemalas einzutauchen!

4×4 steht auf dem Strassenschild zum Vulkan Ipala. Ob und wo ein Vierradantrieb oder eine Untersetzung nötig wäre, ist eine beliebte Diskussion unter Overlandern. Der gute alte Rudolph hat beides nicht. Die Strecke ist steil und steinig, doch unser starker Kerl schafft es die Holperpiste hoch.

Der Vulkan Ipala ist kein typisch touristisches Ziel. Für uns ist es ein Ort, um gemütlich im neuen Land anzukommen. Am Kratersee erfreuen wir uns der friedlichen Natur und eines Picknickplatzes mit Grillstelle.

Wir dürfen nebst dem rustikalen Häuschen einer lieben Familie stehen, wo wir mit ein paar Hühnern und Hunden unter dem Auto wunderbar schlafen.

Tiefe Schlaglöcher und teils grob geschotterte Strassen entschleunigen das Vorankommen. Doch spannendes Reisen ist eben oft nicht bequemes Reisen. So bleibt dafür mehr Zeit, um die vielen neuen Eindrücke und das liebenswürdige Chaos am belebten Strassenrand zu geniessen. Die Männer auf dem Schweinetransporter winken uns fröhlich zu und ein Bus überholt uns waghalsig. Die bunt lackierten und dekorierten Schulbusse sind in Guatemala das Transportmittel Nummer Eins. Die Camionetas düsen durchs ganze Land. Dabei gibt es ultramoderne, aber auch schrottreife Exemplare. Vor allem Sonntags sind sie gerne übervoll mit Menschen, Tieren und Waren aller Art beladen.

Am frühen Morgen ist es auf dem Wanderpfad zum Vulkan Pacaya herrlich ruhig. Noch ist weit und breit kein anderer Tourist in Sicht. Ein lieber Hund, der uns die letzte Nacht auf dem Parkplatz bewacht hat, begleitet uns hoch. Aus der schwarzen Magma-Gestein-Wüste unterhalb des Vulkankegels steigen warme Gase auf. Eine idyllische Stimmung umgibt uns, während sich die umliegenden Vulkane noch im Nebel hüllen.

Wir kraxeln das letzte, rutschige Stück hoch. Am rauchenden Kraterrand auf gut 2500 Meter verschlägt es uns den Atem, nicht nur wegen des starken Windes. Wir sind alleine, bis uns ein Parkranger folgt und erklärt, dass wir hier eigentlich gar nicht sein dürften. Der Pacaya hat vor zwei Monaten gespuckt und der Krater ist daher momentan gesperrt. Wir dürften aber doch noch kurz Fotos machen. Die guatemaltekische Freundlichkeit scheint keine Grenzen zu kennen. Unten angekommen, löst das Adrenalin Glücksgefühle in uns aus. Für all die Touristenmassen, die gerade hochkommen, sitzt nun das Wachpersonal am Häuschen unterhalb des Gipfels. Wir waren zu oder einfach genug früh hier oben 😉

Die Wanderung hat hungrig gemacht. Wir haben Lust auf eine Schweizer Bratwurst und die gibt‘s sogar! Dank eines St.-Gallers aus Buchs, der Anfang des 20. Jahrhunderts per Schiff nach Kanada auswanderte. In den USA lernte er seine Frau, eine Guatemaltekin, kennen und was hier in Guatemala Stadt mit dem Verkauf von Hühnereiern begonnen hat, ist heute in der dritten Generation ein gut organisierter Grossbetrieb. Walter und Elisabeth Senn und ihre weiteren Geschwister führen das Cabaña Suiza. Es gibt ein Hotel mit Café und für Hochzeiten sogar eine Kapelle und einen Helikopter-Landeplatz. Overlander dürfen, sofern sie im Restaurant etwas konsumieren, kostenlos auf der grossen Wiese campen. Das machen wir noch so gerne. Schliesslich steht nebst der leckeren Bratwurst mit Rösti oder Kartoffelsalat sogar eine Engadiner Nusstorte auf der Speisekarte 🙂

Gestärkt verbringen wir einige Stunden im Verkehrschaos der Hauptstadt. Das Auffüllen unserer Gasflasche gestaltet sich als einfach. Etwas komplizierter ist die Suche nach einer Batterie. Die Zweitbatterie, die seit Chile unser Häuschen versorgte, hat leider den Geist aufgeben. Doch irgendwann werden wir fündig und können die Stadt verlassen. Ein paar Kilometer ausserhalb befindet sich La Antigua Guatemala, die ehemalige Hauptstadt, wo wir die nächsten Tage bei der Touristenpolizei kostenlos und sicher stehen.

Nach mehreren schweren Erdbeben wurde der Regierungssitz während der Kolonialzeit 1776 von Antigua nach Guatemala Stadt verlegt. Heute ist das Kolonialstädtchen am Fuss des Vulkans Agua eine Touristenhochburg. Dennoch herrscht eine authentische Stimmung und die Einheimischen begegnen uns enorm freundlich. Die Menschen scheinen tolerant, weltoffen und gleichzeitig traditionsbewusst zu sein.

Zur Fiesta zu Ehren des Schutzpatrons Santiago finden Prozessionen und Umzüge statt. Es gibt Feuerwerk und eine Chilbi mit vielen Essensbuden.

Das Hochland im Südwesten Guatemalas ist das kulturelle Zentrum der direkten Nachfahren der Maya. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung teilt sich diesen Ursprung. Damit gibt es so viele Indígenas, wie in keinem anderen zentralamerikanischen Land. Die verschiedenen Maya-Bevölkerungsgruppen sprechen noch heute mehr als 20 verschiedene Maya-Sprachen! Im Herzen des Hochlands liegt, von hohen Bergen und drei Vulkanen umrahmt, der tiefblaue Bergsee Lago Atitlán.

Eine enge Serpentinenstrasse führt uns steil ans Seeufer herunter, wo wir in Panajachel auf einem Parkplatz nebst einem Hotel übernachten wollen. Wie existenziell die Armut in Guatemala sein kann, stellen wir beim heutigen Mittagessen fest. Ein älterer Mann erbittet Thomas, sein Essen mit ihm zu teilen. Hungrig und mit einem Schmunzeln in den Mundwickeln verzehrt der Herr in kürzester Zeit ein paar Kartoffeln, Bohnen und Tortillas. Danach steht er wortlos, mit einem zahnlosen Grinsen vor unserem Fenster. Anscheinend ist er noch immer hungrig und so reichen wir ihm eine Banane. Wir trauen unseren Augen nicht, als der Mann diese gleich samt dicker, schon brauner Schale verdrückt!

Schon lange bevor Kolumbus ankam, war das benachbarte Sololá ein wichtiges Handelszentrum. Das Städtchen hat sich seine Traditionen und Ursprünglichkeit bewahrt und der Anteil der indigenen Bevölkerung liegt bei über 90 Prozent. Am heutigen Markttag entdecken wir im Farbenmeer aus Trachten und Tüchern gerade mal ein weiteres weisses Paar. Wir schlendern durch das fröhliche Durcheinander. Wir staunen, schmunzeln und geniessen… Jeder Fleck wird genutzt, um Fleisch, Gemüse, Früchte, Haushaltswaren, Kleidung, Elektrogeräte und noch viel mehr feilzubieten. Es riecht wundbar süsslich nach Mais und Tortillas, nach frischen Kräutern und Fleisch auf dem Grill.

Per Boot besuchen wir drei weitere Dörfer am Ufer des Lago Atitláns: das hübsche San Juan La Laguna, den touristischen Hippieort San Pedro und Santiago Atitlán mit seinem grossen Artesania-Markt.

In San Juan beeindrucken uns die Weberei-Kooperativen. Frauen aus der Region produzieren in einer Genossenschaft traditionelle Textilien. Die Handwerksarbeiten sind sorgfältig verarbeitet und die Baumwolle wird mit Naturprodukten gefärbt. Mit dem Erlös sichern die Frauen sich und ihren Familien das Überleben und ermöglichen ihren Kindern Schulbesuche.

Auf unserer Weiterfahrt machen wir im Dorf San Andrés Xecul einen Halt, denn die knallgelbe Kirchenfassade gilt als die bunteste Guatemalas.

In einem fruchtbaren Tal liegt das Bergdorf Zunil. Mittlerweile an die Hitze gewöhnt, frieren wir bei den hier kühlen Temperaturen. So übernachten wir auf dem Parkplatz des Termalhotels las Cumbres und erfreuen uns der wärmenden Sauna.

Auch am Montagsmarkt in Zunil sind wir fast die einzigen Touristen. Wir staunen einmal mehr über die kreativen Webarbeiten der farbenfrohen Trachten. Die Frauen tragen Wickelröcke mit abwechslungsreichen Mustern. Das Huipil, die Bluse, hat ein anderes Muster, passt aber im Ton meist perfekt zum Rock und ist nicht weniger aufwendig gewebt und bestickt. Die Vielfalt der Stoffe und Kombinationen ist faszinierend. Während die Frauen ihre traditionelle Kleidung auch im Alltag tragen, hat sich die Tracht der Männer leider bis auf wenige ursprüngliche Regionen verloren. Die Männer bevorzugen einfache Hemden und Jeans-Hosen im westlichen Stil

In der Grossstadt Quetzaltenango, kurz Xela genannt, übernachten wir auf einer Wiese zwischen einem Zirkus und dem McDonalds. Die Polizei will ein Auge auf uns haben und kommt täglich auf einen Schwatz vorbei. Sie möchten, dass wir in der Schweiz gut über ihre Stadt berichten. Das wollen wir hiermit gerne tun! Zum ersten August backt Thomas einen leckeren Weggen, wozu wir uns ein gutes Stück Schinken gönnen.

Wir schlendern über den Markt und die Altstadt von Xela, welche zwar keine grossartigen Sehenswürdigkeiten hat, aber ganz gemütlich ist.

Über grüne Hügel, durch Maisfelder und Kieferwälder fahren wir nach Chichicastenango. Am Strassenrand werden Äpfel und Pfirsiche verkauft. Lokale Äpfel, für uns ein Highlight, denn diese sind in Zentralamerika meist importiert und entsprechend teuer. Der Strassenrand wir auch genutzt, um die ellenlangen Baumwollschnüre für die Webarbeiten zu sortieren.

In Chichicastenango besuchen wir den letzten guatemaltekischen Markt, von denen wir eigentlich gar nicht genug bekommen können. Schon am Vorabend beobachten wir, wie die Menschen aus den umliegenden Dörfern schwer bepackt mit ihren Kunsthandwerken anreisen. Während die Verkäufer bei ihren Ständen übernachten, stellen wir Rudolph auf das Fussballfeld nebst dem Polizeiposten. Auch hier begegnen uns die Polizisten sehr freundlich und hilfsbereit. Chichi war schon immer eine bedeutende Handelsstadt. Der Markt, der jeden Donnerstag und Sonntag stattfindet, gehört zu den grössten des Landes und ist seit Jahrzehnten ein Touristenmagnet. Wir geniessen die tollen Bilder. Motive, die sich wunderbar für ein Puzzle eignen würden. Überall wird fleissig gefeilscht und verhandelt. Eine alte Frau schlurft barfuss durch die Gassen, eine andere balanciert gekonnt eine grosse Schüssel Tortilla-Teig auf ihrem Kopf. Männer wie Frauen tragen schwere Lasten in ihren Tüchern. Der kleine Junge, der seit Stunden in den Gassen Süssigkeiten verkauft, strahlt über beide Ohren, als ihm sein Vater Geld für das günstigste Eis gibt. Auf der Treppe vor der Kirche Santo Tomás finden Zeremonien statt. Zwischen Blumen brennen Kerzen, Opfergaben brutzeln im Feuer und im geschwenkten Weihrauch vermischt sich die Weltanschauung der Maya mit dem katholischen Glauben. Am meisten beeindruckt uns aber, wie die Bauern aus dem Hochland, die einfachen Menschen Guatemalas von ihrem Herzen aus strahlen und uns absolut warm und offen begegnen. Ein Reichtum, der mit keinem materiellen Wert der Welt vergleichbar ist und an dem wir uns ein Vorbild nehmen können.

Mehr zu unserer Reise durch Guatemalas Mitte und Norden im nächsten Bericht.