Einmal durch die Mitte der Welt – von Guayaquil nach Tulcán

In Ecuador könnte man sich ständig umziehen. Auch heute kommen wir innert wenigen Stunden von der Hitze des Flachlands in den Nebelwald. Auf den Nebel folgen dann noch die Kälte und der Regen. Doch so ist es halt, wenn man von Meereshöhe auf knapp 4000 Meter ansteigt. Wir verlassen die Grossstadt Guayaquil. Eigentlich wollten wir im Nationalpark Caja wandern, doch bei diesem Regen? Also Planänderung, lass uns nach Cuenca fahren! In der Andenstadt auf angenehmen 2500 Metern finden wir schliesslich einen bewachten Parkplatz gleich nebst der Altstadt. Gemütlich schlendern wir durch die Stadt und die Märkte, besuchen das Panamahut- und Prohibido-Arte-Museum. Cuenca ist wirklich eine charmante Stadt, architektonisch wohl die schönste des Landes, mit zahlreichen Kirchen und weiteren Kolonialbauten. Alles in einem bunten Mix verschiedenster Baustile.

Auf der Panamericana geht unsere Reise durchs Hochland nordwärts. Alexander von Humboldt taufte diese Strecke bis zur kolumbianischen Grenze die Strasse der Vulkane. Ecuador hat gleich mehrere feuerspeiende Berge. Der bekannteste ist wohl der Cotopaxi, einer der weltweit höchsten aktiven Vulkane. Doch wir haben es heute auf den 6310 Meter hohen Chimborazo abgesehen. Von unserem heutigen Übernachtungsplatz, dem Parkplatz nebst der Laguna de Colta, geniessen wir bereits die Sicht auf den mächtigen Riesen.

Yeapi – strahlend blauer Himmel und Sonnenschein erwartet uns am anderen Morgen früh. Wir nehmen den Abzweiger zum Naturreservat und fahren dem Vulkan entgegen, etwas nervös: wird das schöne Wetter halten? Beim Eingang müssen wir uns registrieren und dann dürfen wir mit Rudolph bis auf 4800 Meter Höhe zum Refugio Carell fahren. Jetzt schon macht sich die dünne Höhenluft bemerkbar. Die letzten Tage haben wir uns mehrheitlich auf Meereshöhe aufgehalten, zudem sind wir momentan beide erkältet. Also keine idealen Bedingungen. Doch wir möchten rauf, es sind ja nur 300 Höhenmeter bis zur obersten Schutzhütte. Bis auf 5100 Meter kraxeln wir also hoch und da stehen wir, im Schnee, nahe der Gletschergrenze des Giganten Chimborazo. Es weht ein eisiger Wind. Ab hier bräuchte man Klettererfahrung und einen Guide, der einem auf den Gipfel bringen würde. Wir sind froh, umkehren zu dürfen. Der Gipfel des Chimborazo ist übrigens nicht nur der höchste Berg Ecuadors, sondern wegen der ellipsoiden Erdform auch der Punkt, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist. Noch weiter weg als die Spitze des Mount-Everests!

Über eine staubige Schotterpiste fahren wir durch ein einsames, grünes Tal. Hier ein paar grasende Kühe, da ein paar Schafe und inmitten dieser sanften Berglandschaft ein herzig winziger Ort. Das Bergdorf Salinas lässt keine Wünsche übrig: Ruhe, Natur, super feine Schokolade, würzige Salami-Wurst und rezenter Käse! Wow, der Abstecher von der Hauptroute hat sich gelohnt! Wir dürfen uns neben die Käserei stellen und am anderen Morgen ein tolles Spektakel beobachten. Jeden Morgen bringen die Bauern der Gegend kleinere oder grössere Mengen an Milch hierher. Mit Kesseln, auf Esel oder Lama gepackt, wird die Milch zu Fuss herangetragen. 60 Cent gibt’s pro Liter.

Da es hier so friedlich ist, beschliessen wir nochmals eine Nacht zu bleiben. Dann die Überraschung, ein Schweizer Camper namens Friedli gesellt sich zu uns. Friedli ist das Zuhause von Betty und Beat, zwei sehr aufgestellten Reisenden. Wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut und sitzen bis in die kühlen Abendstunden draussen, mit Wein, Chips und Guacamole, natürlich ganz viel Käse und spannenden Reisegeschichten.

Anderntags ist es regnerisch und kühl. Zusammen mit Betty und Beat spazieren wir nochmals ins Dorf. In der Schokoladenfabrik bekommen wir heute eine kleine Führung. Wir erfahren unter anderem, dass der Betrieb Schokolade nach dem Vorbild der Chocolat Frey herstellt. Dies mit Erfolg, denn uns schmeckt die Schoggi wirklich gut! Im Dorfladen dürfen wir nebst Käse leckeren Salami und Schnaps probieren.

Mit einem Kühlschrank voller Leckereien fahren wir bei Regen und Nebel auf einer schmalen Nebenstrasse durch den Nationalpark Ilinizas. Trotz trübem Wetter ist es eine tolle Bergstrecke. Wir kurven auf matschigen Wegen durch den Regenwald. Die Bäume sind wunderschön mit Orchideen bewachsen. Nur die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich schwierig. Kurz vor Eindunkeln finden wir eine kleine Wiese nebst der Strasse. Der Regen prasselt aufs Dach, doch in Rudolphs Stube ist es gemütlich. Es gibt Gschwellti mit Käse und ein Rüebli-Salat. So lecker wie’s war, haben wir danach etwas Bauchschmerzen. Anscheinend sind wir uns sooo viel Käse nicht mehr gewohnt 🙂

Spontan entscheiden wir uns nochmals ins warme Wetter zu fahren. Also geht’s knapp 400 Kilometer durch den schönen Bergwald, quer durch die Pampa des Tieflands, an der Küste entlang bis wir schliesslich im kleinen Fischerdorf Súa die Nacht verbringen. An der Nordküste Ecuadors leben vorwiegend Nachfahren der in der Kolonialzeit als Sklaven nach Ecuador verschleppten Afrikanern. Die Region war letztes Jahr von mehreren starken Erdbeben betroffen. Heute ist vieles wieder im Aufbau. Dennoch, viele touristische Einrichtungen sind geschlossen, Verkaufs-Schilder fallen ins Auge und vor manchen Dörfern leben die Menschen noch immer in Zeltlagern. Für uns hat sich der Abstecher gelohnt. Das Schöne ist nämlich, dass der tropische Regenwald hier bis zur Küste reicht. Und erneut sind wir bei winterlichen Temperaturen abgefahren und abends im Hochsommer gelandet. Etwas weiter westwärts von Súa finden wir einen traumhaften Campingplatz. Playa Escondida, der versteckte Strand, ist ein Platz im Wald direkt am Meer. Wir sind fast die einzigen Gäste und geniessen die malerische Bucht und die Ruhe in der Hängematte. Ein romantischer und magischer Ort. Abends sitzen wir am Feuer und endlich brutzeln mal wieder legendäre Pizza-Käse-Brötchen auf dem Rost. Dazu gibt’s ein Pilsen, sehr leckeres ecuadorianisches Bier.

Vorbei an Rinderfarmen, Bananen-, Palmen- und Kautschukplantagen fahren wir wieder in die Anden. Eine kurvenreiche Fahrt hoch in die Berge und runter in ein Tal bringt uns nach Mindo. Ein relaxter Ort auf 1250 Meter Höhe, völlig auf den Ökotourismus ausgelegt. Mindo liegt inmitten eines Naturparadieses aus dunstigen Nebelwäldern mit vielen Vögeln. Wir sind fasziniert von den vielen Elfenvögeln, den Kolibris, die scheinbar aus dem Nichts kommen und ebenso schnell wieder verschwinden. Kolibris kommen nur auf dem amerikanischen Kontinent vor, wobei man die grösste Artenvielfalt hier in der Nähe des Äquators findet. Erstaunlich ist auch, dass man die Leichtgewichte von Null bis zu 5000 Meter Höhe antrifft.

Knapp ein Jahr haben wir uns unterhalb der Äquator-Linie aufgehalten. Heute ist es soweit, bei Mitad del Mundo überqueren wir die magische Linie. Ein riesiges Monument – nicht ganz am richtigen Ort platziert – weist auf den Äquator hin. Dort, wo der Äquator tatsächlich verläuft, befindet sich das kleine anthropologische Solar-Museum Inti Ñan. Während einer unterhaltsamen Führung erfahren wir einiges über Geschichte, Brauchtum und den jahrtausendealten Sonnenkult der Äquatorvölker. Zwischen den beiden Hemisphären dürfen wir zudem einige spannende Experimente ausprobieren.

Wir entscheiden uns, nicht in die Hauptstadt Ecuadors nach Quito zu fahren, da uns momentan gar nicht nach Städten ist. Zudem findet morgen Samstag der grosse Markt in Otavalo statt. Wir übernachten auf einem überwachten Parkplatz mitten in Otavalo. Bis nachts um Drei läuft Disco-Musik, ab vier Uhr beginnen die ersten ihre Marktstände aufzubauen und um Sechs ist der Poncho-Platz komplett mit bunter Ware überhäuft. Die Einheimischen, die Otavaleños, pflegen ihre Traditionen, begegnen uns Touristen aber sehr aufgeschlossen und freundlich.

Der kleine Tiermarkt ist ein besonderes Erlebnis, wobei man in Sachen Tierschutz beide Augen zudrücken muss. Auf einem Platz ausserhalb des touristischen Getümmels wird von Meerschweinchen bis Pferd alles verkauft. Indigene Männer und Frauen laufen mit Schweinen, Ziegen und Kühen herum. Fasziniert beobachten wir das rege Treiben. Es wird gehandelt und diskutiert. Hier rennt gerade ein Eber von der Leine, da hört man eine Katze aus einem Sack, die ein kleiner Junge auf seinem Rücken trägt und aus einer anderen Tüte mäht ein Schaf. Ein Schaf kostet 25 US-Dollar, drei Hühner, die wie ein Blumenstrauss an den Füssen zusammengebunden sind, bekommt man für fünf US-Dollar. Am Strassenrand warten die Menschen mit ihren ergatterten Tieren auf den Bus. Irgendwie kann man gar nicht anders, als immer wieder zu schmunzeln.

Der riesige Markt, der nebst Kunsthandwerk auch wirklich alles anbietet, ist einfach toll! Allerdings nur bis um 11 Uhr als es plötzlich nur so von Touristen wimmelt. Auf dem Gemüse- und Früchtemarkt decken wir uns für die nächsten Tage ein. Wie immer, ist die Ware auf dem Markt viel günstiger als im Supermarkt. So bekommen wir zum Beispiel drei Kilo Karotten für 50 Cent.

In Ibarra befindet sich die Finca Sommerwind, einer der Overlander-Meeting-Points in Südamerika. Ein Camping, der vom deutschen Ehepaar Hans und Patrizia geführt wird. Tatsächlich sind viele andere Camper da. Wir bleiben einige Tage, geniessen ein paar gemütliche Grill-Abende und erledigen das eine oder andere, bevor wir nach Kolumbien fahren. Zu unserer Freude tauchen Laura und Reza sowie Erika und Ernst auch auf dem Camping auf. Laura und Reza sind mit dem Fahrrad von Ushuaia nach Cartagena unterwegs. Mit ihnen haben wir im August in Bolivien, in La Higuera, tolle Tage verbracht. Erika und Ernst haben wir an der Südküste Ecuadors, beim Camping von Samuel in Puerto Cayo kennengelernt. Das sympathische Ehepaar aus dem Baselbiet reist wie wir von Süd nach Nord, ebenfalls in einem Mercedes Sprinter. Die Runde der Schweizer Sprinter-Fahrer macht das nette Paar Susanne und Ernst komplett.

Kurz vor der Grenze nach Kolumbien schauen wir uns den Friedhof von Tulcán an. Das Spezielle an diesem Friedhof sind seine vielen grünen Skulpturen. Die kunstvoll beschnittenen Büsche und Hecken sind viel grösser, als wir sie uns vorgestellt haben. Dann steht unser letztes Reiseland in Südamerika vor der Tür, Kolumbien, wir freuen uns auf dich!

 

Eine verrückte oder ganz normale Tierwelt – zu Besuch auf Galápagos

Es ist Samstag, der 7. Januar 2017. Erstmals nach fast einem Jahr verlassen wird das südamerikanische Festland. Ein besonderes Highlight erwartet uns. Wir fliegen nach Galápagos!
Ab der ersten Sekunde sind wir fasziniert von dieser einzigartigen Inselwelt und freuen uns wie kleine Kinder auf die nächsten fünf Tage, in denen wir ins Paradies der Tiere eintauchen dürfen.

Galápagos umfasst 13 Hauptinseln, wovon vier bewohnt sind, sechs weitere Inseln sowie mehr als 40 kleinere Eilande. Der Archipel liegt rund 1000 Kilometer vor der Westküste Ecuadors inmitten des Pazifiks. Wir landen auf Baltra, von wo wir mit Fähre und öffentlichem Bus auf die Hauptinsel Santa Cruz gelangen. Auf der Fahrt begegnen uns die ersten zutraulichen Seelöwen und wir entdeckten ein paar Riesenschildkröten. Auf der Südseite von Santa Cruz befindet sich der geografische Mittelpunkt von Galápagos, das touristische Basislager Puerto Ayora. Hier suchen wir eine preiswerte Unterkunft und werden im Hostal Brattle fündig.

Bald wird uns klar, dass wir uns hier in einer ganz speziellen Welt befinden. Am Hafen faulenzen die Seelöwen gediegen im Schatten auf der Parkbank und die Leguane leisten ihnen Gesellschaft… sie alle tummeln sicher herum, als gäbe es uns Menschen nicht. Selbst die Spatzen setzen sich fast auf einen drauf. Befinden wir uns in einem Alternativ-Universum, einer utopischen Welt? Die Furchtlosigkeit der Tiere ist anfänglich befremdend. Das natürliche Gleichgewicht und die Ursprünglichkeit der Natur scheinen hier noch bewahrt zu sein. Was für ein spezieller Ort, an dem sich der Mensch dem Tier anpasst und nicht umgekehrt. Irgendwie eine verrückte – oder eigentlich eine ganz normale? – Welt.
Die Inseln waren nie mit dem Festland verbunden. Über Millionen von Jahren wuchsen sie durch vulkanische Eruptionen aus dem Meeresboden empor, schufen ganz besondere Umweltbedingungen und brachten eine einzigartige, endemische (also nur hier zu findende) Tier- und Pflanzenarten hervor. Schliesslich hat der Mangel an Raubtieren die Tiere furchtlos gemacht.
Schon Charles Darwin erkannte die Einzigartigkeit dieser isolierten Welt. 1835 warf sein Schiff HMS Beagle auf Galápagos Anker. Der damals 26-jährige Darwin verfolgte das Ziel, die biblische Schöpfungstheorie zu beweisen. Doch hier gewann er Erkenntnisse, welche das Welt- und Menschenbild bis heute revolutionierte. Aus den Beobachtungen verschiedener, eng verwandter Finken-Arten und Schildkröten kam er zum Schluss, dass die Arten nicht unveränderlich sind, sondern sich über die Zeit verändern und neu entwickeln. Dies war der Schlüssel zu seiner 20 Jahre später veröffentlichten Evolutionstheorie.

Unser erster Ausflug führt uns zur Tortuga Bay, zur Schildkrötenbucht. Ein paradiesischer Ort mit klarem türkisen Wasser und einem lang gezogenen, feinen weissen Sandstrand. Die Meeresschildkröten kommen abends hierher, um in den Dünen ihre Eier zu legen. Wir machen Bekanntschaft mit Dutzenden Leguanen und Echsen, die sich im Wasser und auf den Lavasteinen tummeln. Das einzigartige Landschaftsbild wird mit Kakteen, Mangroven, schwarzen, roten und gelben Krebsen, ein paar Pelikanen und Reihern wunderbar vervollständigt.

Am späteren Nachmittag spazieren wir über einen Vulkansteinweg durch einen Kakteenwald zurück nach Puerto Ayora. Ein privates Schnellboot, ein sogenanntes „Lancha rápida“, bringt uns am anderen Morgen innert gut zwei Stunden zur nächsten Insel. Wir besuchen Isabela, die mit Abstand grösste Insel des Archipels. Isabela beherbergt fünf aktive Vulkane, wovon der Sierra Negra den zweitgrössten Krater der Welt mit einem Durchmesser von zehn Kilometern besitzt. Auch auf Isabela liegen nicht Menschen sondern Seelöwen auf der Bank, dem Trottoir und dem Steg am Hafen und lassen sich natürlich von uns nicht in ihrer Siesta stören.

Der grösste Ort der Insel heisst Puerto Villamil und ist ein schläfriges 3000-Seelen-Dorf, bestehend aus kleinen Wohnhäusern und einer wachsenden Anzahl an einfachen Restaurants und Hotels. Im Hostal Brisas del Mar finden wir zwei hübsche Zimmer.

Hallo liebe Schildkröte! Zwischen den Fischerbooten entdecken wir die erste Meeresschildkröte, die gerade das Köpfchen aus dem Wasser streckt, um Luft zu schnappen.

Puerto Villamil liegt direkt an einem kilometerlangen, himmlischen Strand. Touristen gibt es wenige, dafür umso mehr Spuren der Meeresechsen im Sand. Wir machen einen Strandspaziergang, .-am Leuchtturm vorbei bis zur idyllischen Bucht La Playita, dem romantischen Playa del Amor und zum Eingang einer Lavahöhle. Auch hier wimmelt es von prähistorischen Muskelprotzen.

Ein Exkursions-Boot steuert mit uns an Bord die Puerto Villamil vorgelagerte Insel Islote las Tintoreras an. Über einen Pfad spazieren wir übers Lavagestein und entdecken in der bizarren Landschaft viele Seevögel, Leguane (sogar einen Leguan-Kindergarten), feuerrote Klippenkrabben, einen einsamen Pinguin und eben Tintoreras, Weissspitzenhaie.

Wir montieren Schnorchel und Flossen und schwimmen über die im schmalen Kanal dösenden Haie und an Rochen und Meeresschildkröten vorbei. Was für ein atemberaubendes Erlebnis!

Mit dem Taxi, einem kreativ umgebauten Pickup, geht es zum Besucherzentrum auf Isabela. Hier unterhält die Charles Darwin Forschung eine Brut- und Aufzuchtstation für Riesenschildkröten. Die berühmtesten Reptilien von Galápagos gelten als die ältesten noch lebenden Urtiere. Sie werden bis zu 200 Jahre alt und sind heute streng geschützt. Lange bevor Galápagos 1959 zum Nationalpark erklärt wurde, ging es hier anders zu und her. Die Inseln wurden von Piraten und Wal- und Robbenjägern heimgesucht. Nebst Wasser und Feuerholz bunkerten sie die Schildkröten als lebendigen Fleischvorrat auf ihren Schiffen, da die Tiere sehr lange ohne Nahrung überleben können.

Anderntags unternehmen wir einen weiteren Bootsausflug. Bei tollem Wetter gleiten wir übers klare Wasser, der Küste entlang zu einer Lavalandschaft mit vielen kleinen Tunnels und Kakteen, Los Tuneles genannt.

Jetzt im Januar gibt’s tierischen Nachwuchs. So quietschen auch die kleinen Jungen einer Graureiher-Familie fröhlich aus ihrem Nest.

Von den über 150 verschiedenen Vogelarten auf Galápagos..

..ist der legendäre Blaufusstölpel der Insel-Liebling und auch unser Favorit. Der Star unter den Vögeln hebt während der Balzzeit würdevoll seine leuchtend blauen Füsse an.

Auch heute springen wir wieder über die Bordkante und der erste Hai ist schon in Sicht.

Wir schwimmen in einem Aquarium voller bunter Fische. Nur Riffkorallen findet man auf Galápagos kaum, da die kühlen Wassertemperaturen und ständig wechselnden Strömungen dafür keine guten Bedingungen sind. Mit viel Glück entdecken wir ein scheues Seepferdchen. Doch das absolute Highlight ist das Schnorcheln mit den grünen Meeresschildkröten. Die riesigen Tiere, die bis zu 150 Kilo wiegen, schweben graziös und sanft durchs Wasser. Seite an Seite dürfen wir mit ihnen schnorcheln. Dabei strahlen die Tiere eine unglaubliche Ruhe aus. Ob es daran liegt, dass es sie schon seit über 250 Millionen Jahren gibt?

Das Schnorcheln hat müde gemacht. Wir sind aber nicht die einzigen, die am späten Nachmittag auf dem Boot zurück zur Insel Santa Cruz vor sich hin dösen…

Zurück auf der Hauptinsel quartieren wir uns beim Hotel Español ein. Dann geht es gleich nochmals vor die Tür, wir wollen noch eine Tour für morgen buchen. Schliesslich steht fest, unser letzter Ausflug geht zur 20 Kilometer südöstlich von Santa Cruz gelegenen Insel Santa Fé. Die Tour toppt nochmals alles. An Bord herrscht eine super Stimmung und die Seelöwen auf den Felsen begrüssen uns grunzend.

Der heutige Höhepunkt: im türkisblauen Wasser mit den verspielten Seelöwen schnorcheln!

Schnorcheln macht nicht nur müde sondern auch hungrig. Bei allen Ausflügen gab es eine leckere Verpflegung, doch heute ist sie besonders fein. Zwischen zwei Schnorchelgängen wird uns ein Brötchen mit einer heissen Schokolade serviert. Zum Mittagessen gibt es eine aufwärmende Portion Reis mit frischem Fisch. Dann noch soeben gefangene Muscheln zum Probieren. Auf der Weiterfahrt geniessen wir auf dem Vorderdeck die Sonne und die wunderbare Sicht. Das Leben könnte nicht schöner sein. Derweil fischt die Crew das Essen für morgen. Sie haben Glück und angeln gleich drei grosse Thunfische.

Zum Abschluss baden wir in der idyllischen Bucht Playa Escondida. Adiós Galápagos, danke für die faszinierenden und unvergesslichen Erlebnisse!

Zurück in Guayaquil holen wir Rudolph beim Hotel Livingston ab und düsen erneut an die Küste. Wir wollen nochmals zu Samuel nach Puerto Cayo fahren, wo wir zu Beginn der Rundreise mit Tabea und Marco schon waren. Nochmals gibt’s einen sommerlichen Tag mit hohen Wellen. Dann heisst es, Tschüss zu sagen. Adieu ihr Lieben, kommt gut nach Hause! Danke für die coole Zeit mit euch!!!

 

Bananen, Mangos und Kakao – von der Küste, über die Anden in den Dschungel Ecuadors

Der Wecker geht früh. Wir erwachen auf dem Parkplatz des Flughafens in Guayaquil. In der Hafen- und grössten Stadt Ecuadors ist es tropisch heiss. Die Nacht war unruhig und laut. Vielleicht lag es auch an der Vorfreude, dass ich kaum ein Auge zugedrückt habe. Nun ist es soweit! Das Flugzeug aus Madrid ist pünktlich gelandet und wir dürfen meinen Bruder Marco und seine Freundin Tabea in die Arme schliessen.
Was kommt uns in den Sinn, wenn wir an Ecuador denken? Klar, Bananen! Doch Ecuador ist weit mehr als der grösste Banenexporteur der Welt. Auf relativ kleinem Raum hat dieses fantastische Andenland eine unglaubliche geografische und biologische Vielfalt zu bieten. Drei Wochen werden wir zu viert unterwegs sein. Mit Rudolph geht es von der Pazifik-Küste über die hohen Anden bis ans Amazonasbecken und schliesslich zurück nach Guayaquil. Last but not least werden wir nach Galápagos fliegen. Wir freuen uns riesig, auf Ecuador und das Reisen zu viert!

Wir entfliehen dem tropischen Klima und fahren an die Küste. Unterwegs stoppt uns die Polizei. Wegen dem Riss in der Frontschutzscheibe wollen sie uns büssen. Der Polizist scheint auf etwas Schmiergeld aus zu sein. Nachdem wir freundlich nach seinem Namen fragen, dürfen wir bald darauf weiterfahren – ohne irgendetwas zu bezahlen.
An der Küste angekommen, geht es in gemächlichem Tempo nordwärts. Durch Fischerdörfer mit verwitterten Booten, durch Touristenorte und an weiten Stränden mit Möwen und Pelikanen vorbei, bis wir am Nachmittag in Puerto Cayo ankommen. Hier führt der Schweizer Samuel eine Pension mit Camping. Ein gemütlicher Platz mit vielen verschiedenen Pflanzen. Die Begrüssung ist sehr nett und wir erfahren von Samuel viel über Land und Leute. Ecuadors Küste, vor allem weiter im Norden, hat dieses Jahr mehrmals ein Erdbeben erlitten. Samuel erzählt, wie auch sie die Erschütterungen gespürt hätten.

In der Bucht des verschlafenen Ortes San Lorenzo spazieren wir über den weiten, weissen Sandstrand. Hierher kommen auch die Schildkröten, um ihre Eier zu legen.

Wir fahren die geschlängelte Küstenstrasse weiter bis zur Hafenstadt Manta, wo wir in einen Supermaxi einkaufen gehen. Das riesige Sortiment an Produkten erfreut und überfordert mich zugleich. Da gibt es zum Beispiel die grösste Käsetheke, seit wir in Südamerika sind, und damit nicht genug, noch Bratwurst dazu. Eine Warenpalette europäischen Ausmasses, doch auch zu deren Preisen. Mit einem gefüllten Kühlschrank voller Leckereien fahren wir zum heutigen Stellplatz. Nebst der Kite-Schule in Santa Marianita stehen wir direkt am Strand. Meeresblick und hohe Wellen, nur der Wind zum Kiten fehlt.

Etwas weiter im Landesinnern kommen wir nach Montecristi. Von hier stammen die weltberühmten Panamahüte, in Ecuador Sombrero de paja toquilla genannt. Der Hut aus dem Stroh der Toquilla Palme wird seit jeher, schon zu vorspanischen Zeiten, in Ecuador und nicht in Panama hergestellt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Strohhüte nach Panama exportiert und von da aus in die weite Welt verschickt, weshalb sie fälschlicherweise als Panamahüte bekannt sind. In Europa machte die Pariser Weltausstellung den Hut populär. In einem kleinen Verkaufsladen bekommen wir die Hüte und ihre Herstellung erklärt. Die Preise reichen je nach Qualität von 20 bis 1000 US-Dollar. Die feinsten, am dichtesten gewobenen Hüte, die superfinos, sind wetterfest, behalten stets ihre Form und halten ein Leben lang.

Wir fahren ins Hinterland, durch viele kleine Dörfer und durch riesige, grüne Bananen-, Kakao- und Kaffee-Plantagen. Am Strassenrand werden nebst exotischen Früchten leckere Maniok-Käse-Brötchen verkauft. Pan de Yuca, das es auch in Paraguay gab.

Die Strecke durchs Tiefland bis zu den Anden zieht sich in die Länge. Wir schaffen es nicht in einem Tag und übernachten daher auf dem Camping Tropical in Los Palmares. Noch vor dem Frühstück möchten uns Jenny und Manuel ihr Anwesen zeigen, stolze 7000 m2! Die Machete ist in Ecuador wie das Sackmesser in der Schweiz. Geschickt und rasch schneidet uns Manuel Mangos und Kakaobohnen auf. Zum riesigen Sack voller Mangos, den uns Jenny mitgibt, gesellt sich auf der Weiterfahrt ein noch grösserer mit Bananen und Litschis dazu. Für 1 US-Dollar streckt uns der Verkäufer am Strassenrand einen riesigen Bananenstrauch entgegen. Für die nächsten Tage sind wir definitiv ausgesorgt.

Heute ist der 31. Dezember. Es ist tropisch heiss. Beim Mittags-Picknick schwitzen wir, nicht wissend, dass wir bereits zum Abendessen die Winterjacke ausgraben werden. Auf der Strasse, die sich steil den Westhang der Anden hinauf schlängelt, werden wir immer wieder von verkleideten Menschen angehalten. Anscheinend ein Silvester-Brauch. Die Leute spannen ein Seil über die Strasse und möchten für die Durchfahrt etwas Geld oder Süsses. Speziell die Kinder, die in den ärmlichen Bergdörfern leben, freuen sich riesig über ein paar Cent. Sie rennen unserem Rudolph hinterher, schreien und lachen – und machen uns glücklich. Eine weitere Tradition in Ecuador sind Silvester-Puppen. Überall sind sie zu sehen, vor den Läden, den Häusern und auf den Autos.

Innerhalb von wenigen Kilometern steigen wir von Meereslevel auf 4000 Höhenmeter an. Das Klima wird zunehmend rau, neblig und die zugestreckten Hände der Kinder kühler. Später folgt der Regen. Wir kommen vom Hochsommer in den Winter. Die letzten Kilometer sind steil und holprig, doch schliesslich kommen wir bei der Laguna Quilotoa an. Das Touristen-Zentrum Shalalá wird von Indígenas bewirtschaftet. Wir sind alle müde, merken die Höhe von 3600 Meter. Tabea und Marco beziehen ein Holz-Chalet, wo wir einen gemütlichen Silvesterabend verbringen.
Feliz año nuevo! Das neue Jahr empfängt uns mit Sonnenschein und dem fantastischen Anblick der smaragdgrünen Lagune Quilotoa. Die 250 Meter tiefe Lagune ist ein Überbleibsel eines erloschenen Vulkans. Die Farbe des Kratersees leuchtet und verändert sich mit der Sonneneinstrahlung. Ein friedlicher und ruhiger Ort in den Bergen, ganz hervorragend, um das neue Jahr in Ruhe zu starten.

Unweit der Laguna Quilotoa befindet sich die tiefe Schlucht des Toachi-Canyons, der Tabea und Marco auf dem Foto ziemlich klein erscheinen lässt.

In der Anden-Stadt Latacunga übernachten Tabea und Marco in einem Hostel und wir gleich nebenan auf einem überwachten Parkplatz. An wolkenfreien Tagen hätte man von hier Sicht auf den mächtigen Cotopaxi, den höchsten aktiven Vulkan der Welt. Heute ist es aber regnerisch trüb. Wir fahren also weiter südlich nach Ambato, wo wir die Gelegenheit nutzen, in einer untourstischen Stadt durch die kunterbunten und etwas chaotischen Märkte und typisch südamerikanisch belebten Strassen zu schlendern. Auch wenn so ein Markt nicht ganz europäischen Hygienestandards entspricht, ist es – für uns – der schönste Ort um einzukaufen und der beste, um frisches Gemüse und Früchte zu sehr günstigen Preise zu bekommen. Hier im Hochland sind die Menschen noch sehr traditionell gekleidet. Sie strahlen und sind uns Hellhäutigen gegenüber sehr freundlich.

Östlich von Ambato liegt auf angenehmen 1800 Höhenmetern in einem grünen Tal die Kleinstadt Baños. Ein Hot-Spot des ecuadorianischen Tourismus, denn hier gibt es vulkanische Thermalquellen, schöne Wasserfälle, Süssigkeiten aus Zuckerrohr und jede Menge Fun-Attraktionen wie Riesenschaukeln und Ziplines. Der Ort liegt am Fusse des Vulkan Tungurahua, der seit 1999 aktiv ist. Wir haben Glück und bekommen den 5000er Hausberg von Baños zu sehen. Baños verspricht Spass und der erste lässt nicht lange auf sich warten. Tabea traut sich auf die Riesenschaukel namens Vuelo del Cóndor, den Kondor-Flug.

Am Hang von Baños haben die deutschen Auswanderer Regine und Dietrich mit ihren beiden Söhnen ein künstlerisches Zuhause erschaffen. Der Baustil der beiden Häuser und Gästezimmer ist sehr fantasievoll, schnörkelhaft, aufwendig und wunderbar schön in die Natur eingebunden. Ein märchenhafter Ort, an dem wir uns sehr wohl fühlen. Gegen eine Konsumation im Restaurant dürfen wir hier kostenlos parkieren und zelten.

Östlich von Baños verläuft die Strasse entlang der Schlucht des Ríos Pastaza hinunter nach Puyo. Erneut verändert sich das Vegetationsbild mit dem Wechsel vom Hoch- zum Tiefland.

Auf dem Weg von Baños nach Puyo gibt es einige Touristenattraktionen. Mit einer kleinen Seilbahn geht es abenteuerlich über die tiefe Schlucht und einen Wasserfall. Wobei nicht alle gleich schwindelfrei sind, so stehe ich zumindest etwas verkrampft in diesem offenen Stahlkorb.

Ein paar Kilometer weiter führt ein schöner Wald-Wanderweg zum tobenden Wasserfall Pailõn del diablo, dem Teufels-Kessel, hinunter.

Dann kommen wir nach Puyo und damit an den Rand des oberen Amazonasbeckens in den tropischen Regenwald.

Am Stadtrand besuchen wir die Affen-Auffangstation Rescate de los Manos. Der Besitzer der Station ist Ivan, ein Schweizer aus Montreux. Ivan meint, dass die Tiere jetzt am späten Nachmittag müde seien. Wir sollten besser baden gehen, bevor es dunkel und dann wegen der Schlangen gefährlich werde. Also geniessen wir die  herrliche Abkühlung im Río Puyo. Ein Abenteuer, Schwimmen im Dschungel!

Gleich nebst der Auffangstation wohnt ein sehr nettes, einheimisches Ehepaar. Wir dürfen nebst ihrem Haus übernachten. Der Mann wischt für uns seinen überdeckten Vorplatz, wo wir das Zelt aufstellen dürfen. Als wir anderntags erwachen, sitzt er vor seinem Haus. Im Sack vor sich befindet sich eine Schlange. Er wartet auf Ivan, um ihm die Boa zu geben. Die Menschen in der Stadt fürchten sich vor den Schlangen und würden sie umbringen. Ivan nimmt sie in seiner Station auf und setzt sie später im Nationalpark wieder frei.

Heute Morgen sind die Affen wach und aufgeweckt. Sie springen umher, sind sehr zutraulich und strecken uns ihren Arm für eine Streicheleinheit entgegen. Ein frecher Kerl mit nur einem Auge hüpft auf Thomas Schulter, sucht auf seinem Kopf nach Läusen und beisst auch mal zu. Da ist der Pipi-Langstrumpf-Affe schon herziger. Dann ist da noch das Baby-Kapuziner-Äffchen, das von seiner Mutter verstossen wurde. Frech streckt die Kleine uns die Zunge raus, als wir ihr den Schoppen geben dürfen. Zuckersüss!

Später besuchen wir den Biopark Yana Cocha, wo es noch andere heimische Tiere zu sehen gibt.

Wie die Swissair-Boxen, heute Abfall-Eimer im Zoo, wohl hierhergekommen sind?

Auf dem Rückweg übernachten wir nochmals bei der Hosteria Chamanapamba. Bevor wir Baños verlassen, gibt’s noch einen Adrenalinkick. Mit einer Zipline rauschen wir einen Kilometer lang über die Schlucht. Ein toller Flug!

Dann haben wir heute noch einige Kilometer vor uns. Unser letztes Ziel auf der Rundreise heisst Alausí. Hier erwartet uns eine spannende Zugfahrt zur berühmten Teufelsnase, Nariz del Diablo. Die Strecke gehört zu den dramatischsten Bahnfahrten Ecuadors. In einem restaurierten Waggon tuckern wir von Alausí nach Sibambe, durch ein malerisches Tal und an Steilwänden entlang. Was die Bahnstrecke so besonders macht, ist das ingenieurtechnische Meisterwerk einer Zickzack-Strecke an der steilen Felsnadel der legendären Teufelsnase. Um den steilen Berghang zu bewältigen, führt die Gleisführung vor und zurück. In den Spitzkehren werden die Weichen von Hand gestellt. Am Bahnhof von Sibambe besuchen wir das kleine Museum und Indígenas führen ihre traditionellen Tänze vor. Auch Thomas darf das Tanzbein schwingen.

Zurück in Guayaquil packen wir unsere Rucksäcke, denn morgen fliegen wir nach Galápagos. Mehr über dieses einzigartige Naturspektakel im nächsten Beitrag.